Am Vormittag war plötzlich Dr. Heinz Zimper wie ausgewechselt. Er mied mich. Was lief jetzt schon wieder? In einem Telefonat mit Frau Dr. Marcovich bestätigte auch sie Dr. Heinz Zimpers plötzliche Reserviertheit ihr gegenüber. Es war etwas im Busch. Aber was? Erschrocken war ich, als erzählt wurde, Richter Masizek sei in Tulln anwesend.
Olivia lag die meiste Zeit im Bett. Wir versuchten, sie jede volle Stunde zu einem kleinen Spaziergang im Zimmer zu bewegen, um die Blutzirkulation aufrecht zu erhalten. Sie atmete flach und jede Änderung ihrer Position verursachte ihr Schmerzen. Sie aß, trank und hatte regelmäßigen Stuhlgang. In der Nacht konnte sie ohne Probleme schlafen. Olivia reagierte mit untröstlichem Weinen, wenn die Mutter sie auch nur für Minuten verlassen musste. Ihre Nähe aber beruhigte sie sofort. Oft fragte sie nach ihren Geschwistern.
Am Nachmittag ging der Zirkus von Neuem los.
Vernehmung von Erika:
Erika wurde von Herrn Dr. Heinz Zimper aus dem Krankenzimmer abgeholt. Den Einwand von mir, zuvor einen Rechtsbeistand rufen zu wollen, oder mit Erika mitgehen zu dürfen, wurde von Herrn Zimper abgelehnt. Erika musste in das Zimmer des Richters Masizek. Ich wurde nervös und befürchtete, dass meine Frau unter psychischem Druck zu einer Unterschrift gezwungen werden sollte. Deshalb rief ich ihr laut durch die bewachte Tür zu, nichts ohne Rechtsbeistand zu unterschreiben. Ich wurde von einem Wachbeamten von der Tür abgedrängt.
Diese Szene wurde auch im „orf“ ausgestrahlt, natürlich aber völlig falsch erklärt.
Nach der Vernehmung erklärte mir Erika, Richter Masizek hätte ihr den Vorschlag unterbreitet, ein Ärztekomitee aus drei Ärzten ihrer Wahl und drei Ärzten der Schulmedizin einzuberufen. Sollten die drei Ärzte der Schulmedizin einstimmig die Chemotherapie beschließen, müsste dann Erika einwilligen. Diese Vereinbarung sollte sie mit ihrer Unterschrift besiegeln, was sie aber mit der Begründung verweigerte, sich erst mit mir absprechen zu wollen.
Die Absicht war klar erkennbar. Die Schulmediziner würden auf alle Fälle für die Chemo sein und die Meinung der Ärzte der Neuen Medizin würden sie schon entsprechend lenken können.
Meine Vernehmung:
Kurze Zeit später wurde ich von Herrn Dr. Heinz Zimper abgeholt. Richter Masizek erklärte mir, er werde ein Ärztekomitee einberufen, das die voraussichtliche Heilungschance des Kindes bei einer Therapie ohne Beisein der Eltern bewerten solle. Würde dieses Komitee zum Schluss kommen, es bestünden 50%, so wird die Zwangstherapie durchgeführt, bestünden lediglich 10%, so würde der Richter uns das Kind in unsere Obsorge zurückgeben mit der Auflage, dem Kind vom Hausarzt homöopathische, schmerzstillende Mittel verabreichen zu lassen. Diese 10% würde sich der Richter nicht wünschen, da er wüsste, er überlasse uns dann das Kind zum Sterben.
Mir wurde erst jetzt der Obsorgeentzug und die Rekursentscheidung in zweifacher Ausfertigung übergeben, die ich mit meiner Unterschrift bestätigte.
Welche Chance gibt die Schulmedizin einem Kind, das eine Nierenzyste, ein Sammelrohrkarzinom, einen Leberkrebs und Knochenkrebs an einem Lendenwirbel hat?
Alle Krebse, außer dem Wilmstumor, wurden verleugnet!
Abends:
Ich erhielt von Dr. Hamer die Verständigung, dass sich folgende Spitäler bereit erklären würden, Olivia in ihre Behandlung aufzunehmen:
- Univ. Klinik Barcelona unter Prof. Rius
- Univ. Klinik Heidelberg unter Prof. Stehler
- Univ. Klinik Madrid unter Prof. Fernandez
Ich klärte unverzüglich die Möglichkeit eines Transportes mit der „Österreichischen Flugambulanz“ nach Barcelona. Herr Kristovics-Binder sowie Frau Dr. Marcovich erklärten sich bereit, neuerlich den Transport von Olivia zu begleiten.
Als ich diese Neuigkeiten Erika mitteilen wollte, traf ich das angekündigte Ärztekomitee im Krankenzimmer bei Olivia an. Der ganze Raum war von einer unheilvollen Schwingung erfüllt. Prof. Gadner, Patientenanwalt Prof. Pickl, Dr. Stacher und wie sie alle hießen, standen am Fußende von Olivias Krankenbett. Olivia betrachtete sie still, aber argwöhnisch. Auf Fragen antwortete sie keinem. Sie hatte Angst vor dieser „ehrenwerten“ Gesellschaft.
Auf die Frage des Herrn Prof. Gadner, ob Olivia wenig esse, las Erika die von Olivia verzehrten Speisen dieses Tages vor. Diese Menge hätte auch mich sättigen können. Ein Kind, das normal aß, normalen Stuhlgang hatte, das wollte ihnen nicht in ihren Kram passen. Olivia sei fürchterlich abgemagert, stellten sie fest. Das stimmte auch, es war auch bei einem Krebspatienten in der Heilung normal. Solange er aber normal essen konnte, bestand auch keine weitere Gefahr einer körperlichen Auszehrung. Im Gegensatz dazu sehen schulmedizinisch Therapierte nicht anders aus, können aber aufgrund der Chemotherapie nicht mehr essen.
Ich erklärte, das Angebot aus Barcelona annehmen zu wollen. Das Ärztekomitee nahm meine Aussage stillschweigend zur Kenntnis und zog sich für mehrere Stunden zurück.
Wir empfanden es als spürbare Erleichterung, als sie das Zimmer verlassen hatten. Eine nobel gekleidete Gattin eines der Herren, blieb noch etwas bei Erika, um mit ihr zu sprechen. Erika versuchte immer wieder in Erfahrung zu bringen, warum die Schulmediziner nicht endlich die Neue Medizin überprüfen wollten. So viele Ärzte hätten die Richtigkeit bereits bestätigt und Patienten nachweislich auf humanem Weg helfen können. Warum nur diese Borniertheit?
Ich war fix und fertig und ahnte Böses. Gegen meine Gewohnheit, und um mir Ablenkung zu verschaffen, stellte ich mich zu dem Pflegepersonal und sah mir die 22:00 Uhr Nachrichten an. Es war sofort erkennbar, dass jetzt und hier in Tulln eine für uns negative Entscheidung getroffen werden sollte. Herr Dr. Heinz Zimper war in dieser Sendung als nicht entscheidungsfreudig hingestellt worden.
ORF – Martin Bartenstein
Herr Dr. Martin Bartenstein, Umweltminister, war bis April ’95 Geschäftsführer folgender Pharmaunternehmen, die er nachfolgend für die Zeit seines Ministeramtes durch eine Vermögensverwaltungsgesellschaft verwalten lässt:
- Der „Bartenstein Ges.m.b.H.“
- der „Pharmavit Ges.m.b.H.“,
- der „Genericon Pharma Ges.m.b.H.“
- sowie der „Lannacher Heilmittel Ges.m.b.H.“
Letztere Firma stellt z.B. ein spezielles Chemopräparat gegen Wilmstumoren mit dem Namen „Doxorubizin“ her.
In einem Interview mit der Jungen ÖVP im Jahre 1992 erklärte er, die Pharmaindustrie sei ein wichtiger Industriezweig, welcher für sein Einkommen sorge…
Man bedenke, solch ein Mann ist Präsident der österreichischen Kinderkrebshilfe und des Vereins „Hilfe für Krebskranke Kinder, Graz“! Zu diesem Zeitpunkt war mir dieser Umstand aber nicht bekannt.
Wir waren tief betroffen von der überraschenden Wende. Mehrere Männer mit Rang und Namen waren in diesem Ärztekomitee vertreten:
- Dr. Stacher, ehemaliger Gesundheitsstadtrat und nach dem Buch „Die legale Mafia“ von Karl Steinhauser, Freimaurer.
- Dr. Pickl, Patientenanwalt.
- Prof. Gadner, Leiter des St. Anna-Kinderspitals.
- Dr. Lechner, Abteilung Hämatologie.
- Dr. Ludwig, Präsident des Österreichischen Forums gegen Krebs.
Was würden sie ausbrüten?
23.30 Uhr:
Herr Dr. Heinz Zimper weckte Erika und zwang sie, sich alleine bei dem Ärztekomitee einzufinden. Wieder half keiner meiner Einwände. Würde sie nicht mitkommen, so Dr. Heinz Zimper, würde sich dadurch ihre Lage nur verschlimmern. Ich blieb bei Olivia bis auch ich um 0.30 Uhr geholt wurde. Das Kind musste alleine bleiben, bis Erika später wieder kam.
Bezirksgericht, Übertragung des Schallträgerprotokolles:
Darin wurde festgehalten, dass sich Erika weigern würde, bei einer Chemotherapeutischen Behandlung von Olivia tätig mitzuhelfen, da sie der Meinung war, dass diese Behandlung unweigerlich zum Tod führen würde.
Primar Dr. Vanura erklärt, dass das Kind aufgrund der Chemotherapie überwiegend nur äußerliche Merkmale aufweisen würde, Schmerzen selbst würden durch die Chemotherapie beim Kind nicht vorkommen. … Gestern wurde die Möglichkeit einer Zwangstherapie durchdiskutiert. Es wurde festgehalten, dass eine Zwangsbehandlung in Gegenwart der Eltern überhaupt nicht durchführbar ist.
Bei der Trennung des Kindes von der Mutter wäre mit schweren Verhaltungsstörungen beim Kind zu rechnen … und dadurch der Behandlungserfolg eingegrenzt oder beschränkt. Dr. Gardner gibt an, dass er eine Behandlung auch ohne Beisein der Mutter für durchaus möglich und durchführbar erachte, … allerdings nicht in Tulln, sondern im AKH…
Laut Protokoll gebe ich an, dass ich nicht bei einer Chemotherapie mitwirken werde, sehr wohl aber bei einer Therapie laut der Neuen Medizin.
Dr. Gardner meint weiters, dass eine 100%-ige Aussage nicht zu treffen sei, dass sich der Tumor exponentiell vergrößern werde, wobei jetzt bereits kein Platz mehr für Lunge usw. vorhanden sei, dass eine ausschließlich orale Ernährung des Kindes eine Illusion der Eltern sei, die Nieren aber laut vorliegenden Befunden noch ausreichend funktionieren. … Die mütterliche Präsenz ist auch ein Faktor der Beruhigung. Sie ist aber nur dann von dieser eminent wichtigen Funktion, wenn sie … im Einklang mit dem, was die Ärzte tun, ist. Die Folgen einer solchen nichtsynchronen Vorgangsweise auf den Heilungsprozess ist nicht leicht in Prozenten zu fassen. … Die Nachteile einer solchen Vorgangsweise ausgedrückt in Verlust an Prozenten einer möglichen Heilung sind schwer zu artikulieren, aber dürften sicher nicht den Ausschlag geben, um von einer als wirksamen Behandlung angesehenen Vorgangsweise Abstand zu nehmen.
Die oben genannten Herren Doktoren wurden ad hoc als Sachverständige beeidigt, und es wurde ihnen die psychologische SteIlungsnahme des Dr. Neumayer zur Kenntnis gebracht. Die sachverständigen Universitätsprofessoren Dr. Lechner, Dr. Ludwig, Dr. Stacher sowie Dr. Pickl erstatten nach Befundaufnahme und Einsichtnahme in die vorliegenden Untersuchungsergebnisse nachstehendes wissenschaftlich begründetes Gutachten:
… Der Tumor hat von einer initialen Größe von 320 ml bei DiagnosesteIlung im Mai nunmehr ein Ausmaß von 4200 ml erreicht und verdrängt sämtliche intraabdomellen Organe, die Leber ist nach rechts verrutscht, die linke Niere sitzt in normaler Position und die rechte Niere zeigt immer noch gute Funktionsleistung in der Kontrastdarstellung. Der Tumor selbst ist als Ganzes eiförmig, noch in seinen Strukturen präsent mit einzelnen nekrotischen Aufweichungen, einzelnen Hinweisen für intratumorale Blutungsereignisse und zeigt eine Umschreibung mit einer Kapsel …
… keinerlei Hinweise für eine Sekundärmetastasierung.
… Ohne Behandlung ist mit verschiedenen Komplikationen, wie z.B. Einblutung, Rupturierung, Gefäßkompression, Infektionskomplikationen und Metastasierung des Tumors zu rechnen, Komplikationen, die mit dem Leben des Kindes nicht vereinbar wären. Somit ist eindeutig festzustellen, dass ohne medizinische Intervention das Leben des Kindes zu Ende gehen wird.
… Auf Grund der massiven Tumormasse sind die sehr guten Heilungschancen bei frühem Tumorstadium nicht mehr erreichbar und dürften derzeit bei 20-40% liegen.
… Es kann auch nicht ausgeschlossen werden, dass die eingeleitete Chemotherapie möglicherweise auch das Ableben der Patientin beschleunigt.
… Auf Grund sorgfältiger Abwägung des zu erwartenden Nutzens und auch der möglichen Risiken kommen die vier Unterzeichneten zum Schluss, dass beim Kind unverzüglich eine aktive Chemotherapie eingeleitet werden soll. Darüber hinaus sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um die Mutter zu einer positiven Kooperation zu bewegen. Sollte dies aber nicht möglich sein, so überwiegen die Interessen des Kindes und ist die Therapie auch ohne Unterstützung der Mutter vorzunehmen.
Eine neuerliche von Seiten des Vaters in Diskussion gebrachte alleinige chirurgische Intervention im Ausland ist auf Grund der obgenannten Gründe nicht zielführend. Außerdem ist das Risiko eines länger dauernden Transportes inakzeptabel hoch.
Bezirkshauptmannschaft, Schreiben an das Bezirksgericht:
Es wurden die bisherigen Fakten von Beginn des Falles bis zum gestrigen Tag aufgelistet. Interessant war, dass mit keinem Wort der Umstand erwähnt wurde, dass wir Eltern Olivia nach Tulln gebracht hatten. Weiters, dass wir an dem Tag unserer Ankunft in Wien Schwechat nur deshalb nach Maiersdorf durften, damit wir uns psychisch beruhigen sollten. Vom Gespräch in der Ordination von Dr. Rostovsky wurde nicht mitgeteilt, dass sich sowohl die Ärztin als auch Dr. Stangl und ich, sich ganz klar gegen die Chemotherapie ausgesprochen haben und ich nur unter der Voraussetzung, dass Olivia von den beiden Vertrauensärzten entsprechend der Neuen Medizin behandelt wird, einwilligte, Olivia nach Tulln zu bringen.
Am 25.7.95 fand ein Ärztegespräch im St. Anna-Kinderspital statt, bei dem angeblich auch Frau Dr. Rostovsky die Ansicht vertrat, den von Dr. Hamer eingeschlagenen Weg des Zuwartens abbrechen zu müssen.
Es wurde die enge Mutter-Kind-Beziehung erwähnt und dass eine Therapie dadurch nur mit der Mutter vorstellbar sei. Außerdem hätte sowohl das St. Anna-Kinderspital als das Tullner Kinderspital eine Zwangstherapierung abgelehnt.
Natürlich wurde auch das Gespräch mit mir und Dr. Heinz Zimper, in dem dieser vorschlug, Herrn Dr. Hamer kommen zu lassen, mit keinem Wort erwähnt!
Da aber Primar Vanura aus Tulln, Frau Dr. Rostovsky und Frau Dr. Marcovich eine Zwangstherapie ohne Beisein der Mutter als nicht erfolgversprechend einstuften, erachtete auch die Bezirkshauptmannschaft die Durchführung des Gerichtsbeschlusses als unmöglich und bat hiermit das Gericht, geänderte Beschlüsse zu fassen.