Minister Bartenstein (Präsident der Kinderkrebshilfe) fordert Zwangstherapie für Olivia

Abschrift der ORF – „Zib 2“ vom 28. Juli 1995, 22:00 Uhr:

Sprecher: „Gast im Studio Minister Bartenstein zum Fall Olivia Pilhar. Durch die Sendung führt Ingrid Turnher.“

Ingrid Turnher: „Guten Abend meine Damen und Herren, willkommen zur „Zib 2“ heute am Freitag, wie immer … ist vom Landesgericht Wiener Neustadt ein Haftbefehl erlassen worden. Als Begründung wurde der Verdacht des Quälens oder Vernachlässigens unmündiger oder wehrloser Personen genannt. Hamer hat unterdessen seine Theorien in einer Telefonsendung von Radio Steiermark erneut verteidigt. Olivia Pilhar dürfe erst operiert werden, wenn die Nierenzyste, so Hamer, reif sei. Eine Chemotherapie sei hingegen völlig sinnlos, sagt er. Und genau dieser Theorie vertrauen auch die Eltern von Olivia weiterhin, obwohl der Tumor im Bauch des Mädchens schon mehr als vier Liter Volumen erreicht hat. Der gesetzliche Vormund, der stellvertretende Bezirkshauptmann von Wiener Neustadt, Zimper steht jetzt zunehmend unter Entscheidungsdruck.“

Sprecher: „Heute um 13:30 Uhr ist Heinz Zimper nicht nur als stellvertretender Bezirkshauptmann, sondern auch als Vormund von Olivia auf den Weg ins Krankenhaus Tulln. Noch einmal will er versuchen, die Eltern von Olivia von der Notwendigkeit einer Chemotherapie zu überzeugen.“

Interviewer: „Werden Sie jetzt auch wieder versuchen Druck zu machen?“

Dr. Heinz Zimper: „Man muss berücksichtigen, dass es sich hierbei im Mittelpunkt um ein krankes Kind handelt, ein krankes Kind, das eigentlich die Eltern braucht.“

Interviewer: „Eine ganze Nation steht eigentlich da, schaut zu, muss zuschauen. Gibt es da keine rechtlichen Möglichkeiten, gibt es überhaupt nichts?“

Dr. Heinz Zimper: „Rechtsmöglichkeiten gibt es – nur menschliche Aspekte beschränken sicher die Rechtsmöglichkeit.“

Interviewer: „Aber der rechtliche Aspekt muss doch der sein, dass Sie im Augenblick immer noch der Vormund sind, und wenn das Kind ja irgendwie stirbt, was wir ja nicht hoffen wollen, die Eltern dann sagen können, wir können ja gar nicht dafür verantwortlich gemacht werden, weil wir waren ja gar nicht Vormund.“

Dr. Heinz Zimper: „Dass die Rechtssituation uns mit dem Pflegschaftsbereich betraut hat, ist ein Faktum, das wollen wir auch auf alle Fälle unterstreichen und hoffen noch immer, dass wir mit den Eltern einen Weg finden werden.“

Interviewer: „Aber Sie werden nicht dafür sein, dass es eine Zwangsbehandlung gibt?“

Dr. Heinz Zimper: „Dazu möchte ich jetzt keine Stellungnahme abgeben.“

Sprecher: „Verhandelt wird von Heinz Zimper und einem Richter aus Wiener Neustadt, sowie Primar Hans Vanura hinter dieser Tür. Vorerst nicht dabei, Olivias Vater. Als Helmut Pilhar mitverhandeln will, wird er unsanft vor die Tür befördert. Und schließlich von einem Gendarmeriebeamten in Zivil daran gehindert, den Verhandlungsraum zu betreten. Später darf Vater Pilhar dann doch teilnehmen. Bis 17 Uhr wird verhandelt, das Ergebnis ist dürftig.“

Primar Hans Vanura: „Die Verhandlungen wurden zur Befragung weiterer Spezialisten unterbrochen. Wir werden in den nächsten Tagen darüber entscheiden, was zu geschehen hat.“

Interviewer: „Was für Spezialisten? Dr. Hamer, wird er auch zugezogen oder wie schaut das aus?“

Prirnar H. Vanura: „Da kann ich nur lächeln darüber.“

Dr. Heinz Zimper: „Zwangsmaßnahmen sollen wirklich nur der letztmögliche Weg sein.“

Interviewer: „Aber der bleibt immer noch offen?“

Dr. Heinz Zimper: „Er bleibt noch offen, selbstverständlich.“

Frau Turnher: „Jene Behandlungsmethode, die die Pilhars für ihre Tochter Olivia so vehement ablehnen, die Chemotherapie also, gilt nach aktuellem Stand der Schulmedizin als eine der erfolgreichsten Behandlungsmethoden gegen Krebs. Viele andere Möglichkeiten gibt es nämlich nicht. Mangelnde Erkenntnisse über die Effekte und über sichtbare Nebenwirkungen, wie z. B. vorübergehender Haarausfall lösen begreiflicherweise Ängste aus, und da müssen die Ärzte mithelfen, ein Vertrauensverhältnis zum Patienten aufzubauen.“

Sprecherin: „Bei der Chemotherapie werden vorwiegend synthetisch hergestellte Substanzen, sogenannte Zytostatika, verwendet. Es geht darum, wuchernde Zellen zu zerstören oder deren Wachstum zu hemmen, gleichzeitig aber keine gesunden Zellen anzugreifen. Moderne Zytostatika wirken hauptsächlich auf Zellen, die sich schnell teilen. Zellen im Ruhezustand bleiben weitgehend verschont. Deshalb ist Chemotherapie vor allem bei rasch wachsenden Tumoren besonders wirksam. Weil Krebszellen aber auch vorübergehend ruhen, muss die Chemotherapie in 4-6 wöchigen Abständen solange wiederholt werden, bis der Tumor zur Gänze zerstört ist. In vielen Fällen wird die Chemotherapie kurz vor oder unmittelbar nach Operationen zur Absicherung des Erfolges eingesetzt. Zahlreiche Patienten verdanken der Chemotherapie ihr Leben, wobei die Erfolgsquote bei Kindern deutlich höher ist als bei den häufigsten Krebserkrankungen der Erwachsenen.“

Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski: „Die sind sicher viel schwieriger zu behandeln als die kindlichen Tumoren, die einfach in ihrem Therapieansprechen viel optimistischer noch einzuschätzen sind als die des Erwachsenen. Ganz im Gegenteil, wir würden uns in der Erwachsenenmedizin sehr häufig das gute Ansprechen wünschen, das bei kindlichen Tumoren häufig beobachtet wird.“

Sprecherin: „Unbestritten ist, dass die Chemotherapie nicht bei allen Patienten gleichermaßen wirkt. In diesem Fall wird diese schmerzlose Therapie abgesetzt. Die gezielte Wirkung auf Zellen mit hohen Wachstumsraten lösen allerdings auch die gefürchteten Nebenwirkungen auf das Blutbild und die Magenschleimhaut aus.“

Univ.-Prof. Dr. Christoph Zielinski: „Sie wissen, dass sehr viele Dinge erst ins Bewusstsein der Bevölkerung übergehen, wenn sie schon sehr lang praktiziert werden. In dem Fall ist das sicher der Grund, dass Übelkeit eines der größten Probleme der Chemotherapie gewesen ist. Wir haben aber neue Medikamente, die die Übelkeit zu 90% nehmen können, so dass man fast dem Patienten mit einer großen Sicherheit sagen kann: Es wird Ihnen nicht schlecht werden oder wenn, dann werden Sie vielleicht einen flauen Magen haben oder Appetitlosigkeit, aber das große Erbrechen wird nicht eintreten.“

Sprecherin: „Auch gegen die Blutarmut gibt es bereits wirksame Medikamente. Nur gegen den Haarausfall gibt es noch kein Mittel. Da Haare rasch nachwachsen, leiden sie oft sichtbar unter der Chemotherapie. Allerdings wachsen sie nach Abschluss der Behandlung meist schneller und dichter nach als zuvor.“

Frau Turnher: „Seit eines von seinen eigenen Kindern vor vielen Jahren eine Krebserkrankung überstanden hat, ist er selbst sehr engagiert. Martin Bartenstein, jetzt Umweltminister ist auch Präsident der Kinderkrebshilfe und ich begrüße ihn nun in unserem Studio in Graz. Schönen guten Abend.“

Dr. Martin Bartenstein: „Guten Abend, Frau Turnher nach Wien.“

Frau Turnher: „Herr Dr. Bartenstein, verstehen Sie als ehemals auch Betroffener und aus Ihrer Erfahrung heraus mit der Kinderkrebshilfe das, was die Eltern von Olivia Pilhar jetzt tun.“

Dr. Martin Bartenstein: „Nein, das ist jetzt längst nicht mehr verständlich. Wer weiß, dass gerade die Chemotherapie, gerade bei Krebs im Kindesalter zu 70% also zu mehr als 2/3 diese Kinder wirklich heilen kann, versteht diese Vorgangsweise der Eltern der kleinen Olivia schon längst nicht mehr.“

Frau Turnher: „Jetzt liegt doch eigentlich die Vormundschaft für Olivia bei den Behördenvertretern und damit auch irgendwie beim Staat. Ist es nicht in höchstem Maß unverantwortlich, das frage ich Sie jetzt auch als Regierungsmitglied, dass da der Staat seine Verantwortung einfach nicht wahrnimmt.“

Dr. Martin Bartenstein: „Nun, wir wissen, dass die Situation eine dramatische ist und dass es in einigen Tagen unter Umständen schon zu spät sein kann, mit der Therapie zu beginnen und deswegen spreche ich mich klar dafür aus, die kleine Olivia einer Chemotherapie zuzuführen, und wäre ich der Vormund der kleinen Olivia, dann würde ich da auch nicht eine Minute zögern.“

Frau Turnher: „Ärzte warnen davor, die Chemotherapie zwangsweise durchzuführen, weil sie sagen, wenn das Kind seinen Eltern entrissen wird, dann kommt es in einen seelischen Konflikt, der sehr schwer zu bewältigen ist, und man kann einen Menschen sozusagen nicht gegen seinen Willen heilen. Können Sie über so etwas aus Ihrer Erfahrung auch mit Ihrem eigenen krebskranken Kind etwas sagen?“

Dr. Martin Bartenstein: „Nun, ich glaube man muss hier klar unterscheiden zwischen dem Willen der Eltern, dem Willen dieses Sektenführers, dieses Herrn Hamer, und dem Willen, den die kleine Olivia hat, und ich kann nur sagen, es wurde vorhin im Beitrag gesagt, Olivia braucht ihre Eltern, das zweifellos auch, aber ich glaube es ist jetzt der Zustand eingetreten, wo Olivia die Ärzte, die Schulmedizin und damit die Chemotherapie noch viel dringender braucht und man daher Olivia mit oder ohne Zustimmung ihrer Eltern oder des Vormunds jetzt der Chemotherapie zuführen sollte, weil, wie gesagt, in einigen Tagen kann das zu spät sein, und das wäre eine unendlich traurige Angelegenheit.“

Frau Turnher: „Die Entscheidung liegt jetzt in der Hand des stellvertretenden Bezirkhauptmannes von Wiener Neustadt Zimper, er tut sich offensichtlich schwer mit einer Entscheidung, möglicherweise auch unter dem großen öffentlichen Druck, unter dem er steht. Wäre es nicht an der Zeit, dass ihm vielleicht der zuständige Minister, Justizminister Michalek, einmal unter die Arme greift bei dieser Entscheidung?“

Dr. Martin Bartenstein: „Wenn das der Entscheidung des Herrn Dr. Zimper helfen könnte, zweifellos. Ich darf betonen, dass Kinder, die auch jetzt ohne Besuch der Eltern und wo sich vielleicht nur eine Großmutter drum kümmert – und das hab‘ ich alles schon erlebt in den letzten Jahren therapiert werden, aufgrund des großartigen Einsatzes der Ärzte, aber auch der Schwestern, die sich in besonders rührender Weise auf den kinderonkologischen Abteilungen um die kleinen Patienten kümmern – und das auch monatelang – dass es der kleinen Olivia dort vermutlich recht gut ginge und wirklich zuvorderst jetzt das Ziel stehen sollte, rasch mit der Therapie zu beginnen, weil das, was sich in den letzten Tagen hier abgespielt hat, das ist in der Sicht eines Mitarbeiters der Kinderkrebshilfe, der viele hundert Fälle in den letzten Jahren irgendwo gesehen hat, nicht mehr verständlich, das ist unendlich schade und traurig.“

Frau Turnher: „Herr Dr. Bartenstein, Sie haben vorher im Zusammenhang mit Ryke Geerd Hamer von einem Sektenführer gesprochen. Haben Sie irgendwelche Hinweise darauf, dass Hamer tatsächlich einer Sekte angehört?“

Dr. Martin Bartenstein: „Nein. Das, was man liest und hört und das, was einem auch viele Ärzte sagen, das deutet darauf hin, und ich scheue mich auch nicht zu sagen, dass ich meine, dass solchen Leuten das Handwerk gelegt gehört. Vor allem dann, wenn sich in deren Umfeld – und gewissermaßen auch fast fatalen Einflussbereich – solche Tragödien abspielen, wie diejenige der kleinen Olivia.“

Frau Turnher: „Herr Dr. Bartenstein, ich bedanke mich sehr herzlich, dass Sie bei uns zu Gast gewesen sind und – schönen guten Abend nach Graz.“

Dr. Martin Bartenstein: „Danke Frau Turnher.“

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