Auf dem Flughafen in Malaga stieg die kleine krebskranke Olivia mit ihren Eltern in einen Jet der Ärzteflugambulanz und wurde wieder nach Österreich zurückgebracht. Das Mädchen hat starke Schmerzen. Sein Zustand ist schlecht, aber stabil. Olivia soll in gewohnter Umgebung jetzt vor allem wieder zu Kräften kommen.


Olivia wieder daheim: Der „Heiler“ hat ausgespielt!

Unsere Ärzte konnten die Eltern überzeugen
Familie heimlich aus Spanien zurückgeflogen
Zustand des Mädchens schlecht, aber stabil

Der Wunderheiler hat ausgespielt, Olivia ist wieder daheim. In einer filmreifen „Kommando-Aktion“ wurde das krebskranke Mädchen Montag früh heimlich nach Österreich geflogen. Frau Dr. Marcovich konnte die Eltern also tatsächlich zum Einlenken bewegen und skrupellosen Ex-Mediziner Hamer trennen. Damit hat Olivia wieder eine Chance, gesund zu werden. Obwohl ihr Zustand sehr schlecht ist.

Der Überstellung Olivias gehen zähe Verhandlungen voran. Die Telefondrähte zwischen Wien und Südspanien glühen. Ehe Kinderärztin Marina Marcovich um 1 Uhr früh der Durchbruch gelingt. Sie überredet Hamer, den Fall abzugeben, und überzeugt die Eltern, wieder heimzukehren.

In den folgenden Minuten wird ein „Evakuierungsplan“ nach Geheimdienstmuster ausgeheckt. Um dem Mädchen, das seit Samstag nacht versteckt gehalten wurde, freies Geleit ohne Rummel zu gewährleisten.

1.30 Uhr: Der Jet der Ärzteflugambulanz hebt in Wien-Schwechat ab. Mit an Bord ist Dr. Marina Marcovich.

In Malaga packen Erika und Helmut Pilhar die Koffer, werden von Konsul Walter Esten zum Flughafen gebracht. Um 5 Uhr früh kommt es zu dem Treffen, das Olivias Leben retten könnte. Eine halbe Stunde später hebt die Maschine Richtung Heimat ab.

Durch gezielte Desinformation gelingt es, Schaulustige freizuhalten. Um 8.25 Uhr landet der Jet in Österreich und rollt am entlegensten Winkel des Flughafens Schwechat aus. Die Eltern und ihre drei Kinder werden am Flugfeld in ein Auto gepackt und mit Begleitschutz in ihren Heimatort gebracht. Nach Maiersdorf in der Gemeinde Hohe Wand (Niederösterreich).

Marcovich: „Meine Mission ist erfüllt“

Marina Marcovich, die von der Ärzteflugambulanz eher zufällig nach Spanien geschickt wurde, hat ihre Aufgabe mit Bravour erfüllt.

„Das oberste Ziel war es, die Eltern von Hamer zu trennen und wieder ein Vertrauensverhältnis zu Ärzten herzustellen“, erklärt sie, „meine Mission ist damit erfüllt. Olivia kann jetzt in gewohnter Umgebung wieder zu Kräften kommen. Die weitere Behandlung liegt in den Händen der Eltern und der Spezialisten.“

Einer von ihnen ist Helmut Gadner, Chef des St.-Anna-Kinderspitals. Er, der Olivia nach der Landung in Wien-Schwechat untersuchen konnte, beschreibt die Sechsjährige so: „Ihr Zustand ist schlecht, aber stabil und nicht unmittelbar lebensbedrohend.“ Den Eltern und den Kindern sei die Erleichterung richtig anzumerken gewesen, selbst Olivia habe trotz starker Schmerzen sogar ein Lächeln zustande gebracht.

Olivia verdankt ihre Chance dem Druck der Öffentlichkeit

Das weitere Schicksal entscheidet sich heute, Dienstag. Gadner kündigt einen Ärztegipfel an, bei dem die Behandlungsmethode beschlossen werden soll. Olivias Vater weigert sich nach wie vor, seine Tochter einer Chemotherapie auszusetzen, und hat dies nach eigenen Angaben in einer Vereinbarung mit Dr. Marcovich fixiert. Er stimmt aber einer Operation zu. Frühester Termin: Anfang September. Bis dahin wird das Mädchen in den Krankenhäusern Wiener Neustadt und Mödling regelmäßig untersucht.

Heinz Zimper von der Bezirkshauptmannschaft Wiener Neustadt, die jetzt wieder das Sorgerecht für Olivia wahrnimmt, betont, daß seine Behörde „alle Entscheidungen gemeinsam mit den Eltern“ treffen werde.

Auch die Justiz hält sich vornehm zurück. Der Haftbefehl gegen Erika und Helmut Pilhar, der bis Montag Abend ausgesetzt war, kommt nicht zum Tragen. Gerhard Litzka, Pressesprecher des Ministers: „Wir haben uns bis jetzt diplomatisch verhalten und werden das auch künftig tun. Unser Interesse gilt dem Kind, im Fall der Eltern werden wir wohlwollend handeln.“ Im Klartext: Sie haben kaum etwas zu befürchten.

Und was macht der entzauberte Wunderheiler? Als Medienstar in eigener Sache gab er in Malaga eine Pressekonferenz, in der er die Zeitungen angriff: Sie seien schuld, daß Olivia in Spanien nicht gesund werden konnte. Wahr ist, daß die Sechsjährige nur dank des öffentlichen Drucks jetzt wieder eine Chance hat.

Bleibt zu hoffen, daß Olivia wirklich gesund wird. Um dem wahnsinnigen Heiler nicht weitere Argumente für seine lebensgefährlichen Thesen zu liefern.

Telefon für Hamers Opfer

Die Ärzte wollen jetzt gegen den „Wunderheiler“ Dr. Ryke Geerd Hamer Material sammeln – und haben zu diesem Zweck ein Kontakt-Telefon eingerichtet. Unter der Nummer 0316/80 44 54 können Opfer Hamers, aber auch Angehörige, Freunde oder Bekannte über ihre Erfahrungen mit dem Heiler berichten. Die Ärztekammer wird die einzelnen Fälle prüfen und, wenn es erforderlich ist, die Staatsanwaltschaft verständigen. Das Telefon in Graz ist von Montag bis Freitag jeweils von 9 bis 12 Uhr besetzt. Alle Anrufe werden vertraulich behandelt.

Qualvoller Tod der jungen Katja

Katja war erst 16 Jahre alt, als sie nach monatelangem Siechtum starb. Sie sollte sich einer Chemotherapie unterziehen, als die Geschwulst nur am Röntgenbild er erkennen war. Doch dann kam „Wunderheiler“ Hamer ins Spiel. Als Katja starb, hatte die Krebsgeschwulst die Größe eines Fußballs. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Der Fall „Katja“ aus Eng (OÖ) ist die Leidensgeschichte von Eltern, die ihr einziges Kind verloren. Doch es sind die tragischen Umstände, die Staatsanwalt, Gerichtsmediziner und Richter aufschreckten. Sie ermitteln möglicherweise auch gegen die Eltern wegen Verdachtes der fahrlässigen Tötung. Und wieder hatte der „Wunderheiler“ Hamer seine Hände wie im Fall „Olivia“ im Spiel.

Katja P. war gerade 13 Jahre alt, als sie während eines Skiausfluges im rechten Knie Schmerzen verspürte. Der Hausarzt diagnostizierte eine Bänderdehnung und empfahl einen Kniestrumpf sowie Salben. Doch es wurde schlimmer. Nach Röntgenuntersuchungen kam drei Monate später die erschütternde Nachricht: Ein bösartiger Tumor!

Ärzte in Wien begannen mit einer Chemotherapie, die im Linzer AKH fortgesetzt werden sollte. Doch es kam anders. Katja blieb unbehandelt und starb nach monatelangem Siechtum. Aus der vorerst nur im Röntgenbild erkennbaren Geschwulst hatte sich ein fußballgroßer Auswuchs am Knie gebildet.

„Schauen Sie sich die Ärzte und Spitäler an, wie sie dort mit solchen Patienten umgehen“, klagte die Mutter der jungen Katja der „Krone“. „Ein Patient mit Wespenstich wird besser behandelt. Wir haben alles versucht. Wir waren auch mehrmals bei Doktor Hamer. Wissen Sie, es gibt viele Ärzte, die hoffnungslose Patienten durch die Hintertür zu ihm schicken. Er hat uns aber von nichts abgehalten.“

Wochen vor ihrem Tod war Katja noch im Krankenhaus „Martha Maria“ in Nürnberg. Die Herausgabe der Krankengeschichte verweigerte das Spital mit dem Hinweis auf die Verschwiegensheitspflicht.

Für das Gericht stellt sich die Frage, ob „Wunderheiler“ Hamer in diesem Fall bei dem krebskranken Mädchen und den Eltern falsche Hoffnungen geweckt hat …

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