Endlich hatte ich einen Rechtsanwalt!

Herr Benedetto, der in Rechtsfragen sehr bewandert war, konnte die Kanzlei Gürtler, bei der auch sein Freund, Magister Rebasso, tätig war, für mich gewinnen. Außerdem erteilte mir Herr Benedetto ab nun sehr wertvolle Tipps und erwies sich als treuer und loyaler Berater in Rechts- sowie in Medienfragen. Aber auch menschlich gesehen war die Familie Benedetto vollkommen in Ordnung. Sie zeigten Verständnis und Anteilnahme an unserer außerordentlich schwierigen Situation. Unzählige Male durfte ich ihren Rat in Anspruch nehmen, ohne dass jemals irgendwelche Gegenforderungen gestellt wurden, außer Disziplin im Verfahren und im Umgang mit den Ärzten und Medien.

Wieder einmal war mir zur rechten Stunde die richtige Hilfe zuteil geworden!

Der Rat von Mag. Rebasso war es, zuerst um Akteneinsicht zu bitten und dann erst zu diesem Psychiater zu gehen. Wenn der Psychiater einen Auftrag erteilt bekommen hätte, so müsste dies im Akt vermerkt sein. Weiters sollte ich den vereinbarten Termin mit der Begründung, den Akt erst studieren zu wollen, verschieben.

Am Bezirksgericht Wr. Neustadt:

Ich wollte ein Schreiben mit der Bitte um Akteneinsicht dem Gericht überbringen. Es wurde mir aber vorerst der Eingangsstempel verweigert und man verwies mich an eine weitere Beamtin. Herr Dr. Spies las sich das Schreiben zuerst durch, und dann erst wurde der Eingangsstempel genehmigt.
Der Name Pilhar genoss bereits eine Sonderbehandlung.

Gegen den Abend erhielt ich einen mysteriösen Anruf einer gewissen Elisabeth Schmidt. Sie tat sehr geheimnisvoll und meinte, uns helfen zu wollen. Sie war der Ansicht, dass Olivia so schnell wie möglich aus dem AKH raus und nach Barcelona müsste. Sie nahm zwar an, dass Dr. Hamer Olivia behandeln werde, wollte sich jedoch bei ihm selbst noch vergewissern. Dazu gab ich ihr Dr. Hamers Privatnummer durch. Kurze Zeit später meldete sie sich wieder bei mir, und da ich ihr zuvor zu verstehen gab, dass unser Telefon abgehört werde, verlangte sie von mir eine „saubere“ Nummer eines wirklichen Freundes, um sich mit mir einen Treffpunkt vereinbaren zu können. Sie gab weiters vor, nicht offen auftreten zu wollen, da sie Menschen wie uns weiterhin helfen möchte. Sie habe sehr gute Beziehungen in der Ärzteschaft sowie in der Justiz und kenne viele wichtige Persönlichkeiten, vor allem aber wüsste sie, wer „Dreck am Stecken“ habe, bzw. für oder gegen uns sei. Sie habe sogar so viel Macht und Wissen, hochrangigen Ärzten Prozesse anzuhängen, was sie auch schon gemacht habe.

Da ich an diesem Nachmittag zu Tode betrübt war, erschien sie mir als rettender Engel in letzter Sekunde. Ich bezweifelte zwar, Olivia sofort transportfähig zu bekommen, aber was jetzt noch nicht war, hätte ja noch werden können. Vielleicht wäre es wirklich möglich, die Ärzte unter Druck zu setzen, damit wir Olivia doch noch überstellen könnten. So überlegte ich, als ich dieser Frau die Nummer meines Freundes durchgab und bemerkte, wenn dieser zu Hause wäre, könnten wir uns in der nächsten Viertelstunde einen Treffpunkt vereinbaren. Aber mein Freund war nicht zu Hause. Etwas später rief sie erneut an und wir vereinbarten über mein Telefon ein Cafe in Wien als Treffpunkt für 22:00 Uhr desselben Tages.

Gegen 19:00 Uhr fuhr ich ins AKH zu Erika und später fuhren wir mit Dr. Langer gemeinsam in das vereinbarte Cafe, trafen dort jedoch zufällig Ingeborg.

Um Punkt 22:00 Uhr war Frau Schmidt da. Da sie suchend durch das Cafe ging, konnte ich sie leicht erkennen und sprach sie an. Wir nahmen an einem abgelegenen Tisch Platz.

Sie begann mit dem Gespräch zwischen ihr und Dr. Hamer. Er hätte mit ihr übereinstimmend die Universität Heidelberg ausgewählt, unter der Bedingung, wir würden Olivia auf legalem Wege aus dem AKH rausbekommen. Sonst, so versicherte sie mir, würde Dr. Hamer abspringen. Mir kam Dr. Hamers Antwort aus ihrem Munde eigenartig vor, und ich vermutete, dass er ihr misstraut hatte.

Und wenn dort mit der Chemo fortgesetzt werden würde, wollte ich von ihr wissen.

Sie sagte, Dr. Hamer würde dies ausschließen. Das stimmte wiederum. Dr. Hamer war der Ansicht, dass bei jedem anderen Kind mit der Anzahl von Krebsen wie bei Olivia auf keinen Fall mehr die Chemotherapie eingesetzt würde.

Wir müssten Olivia von der Beatmungsmaschine wegbekommen und sie zu Kräften bringen. Dann würde sie nach Heidelberg geflogen werden.

Als ich sie fragte, ob sie dies ihrem eigenen Kind auch antun würde, ließ sie das Thema Verlegung schlagartig fallen.

An vielen Aussagen von ihr merkte ich, dass sie von der Neuen Medizin keine Ahnung hatte. Sie erzählte, sie habe selbst Leukämie gehabt, und ihr half einzig und allein die Chemo, sonst wäre sie jetzt nicht mehr am Leben. Auch musste sie sich zweimal einer Wirbelsäulenoperation unterziehen.

Nach der Neuen Medizin, erklärte ich, sei Leukämie die Heilungsphase von Knochenkrebs. Das bezweifelte sie aber stark und meinte, Medizin studiert zu haben und daher sehr gut Bescheid zu wissen. Das Gespräch lenkte sie immer mehr in Richtung Sorgerecht. Ich müsse mich mehr von Dr. Hamer und den Medien distanzieren und mehr Kooperationsbereitschaft mit den Ärzten zeigen.

Prof. Friedrich bezeichnete sie als unbestechlichen Psychiater. Man könnte ihm 1 Million ÖS bieten, es würde sein Urteil nicht beeinflussen. Sie schätzte die Wahrscheinlichkeit seines Gutachtens über mich für 50% zu 50% als positiv ein. Würde das Gutachten für mich sprechen, hätte ich innerhalb von zwei Jahren das Sorgerecht wieder. Wäre es schlecht für mich, so würde ich auch das Sorgerecht der anderen Kinder verlieren, und bei etwas Pech und dem falschen Richter würden dann die Kinder in ein Heim kommen.

Beruhigend meinte sie, sie habe überall ihre Vertrauensleute sitzen. Sowohl im Gericht, als auch bei der Staatsanwaltschaft, und sie könne mir auch daher den Antragsteller dieses psychiatrischen Gutachtens ausforschen. Auch könne sie an hand des geltenden Dienstplanes der Richter Vorsorge treffen, damit wir nicht an einen Falschen geraten würden.

Sie wusste, dass ich schon früher in diesem Cafe verkehrte und dass mein Telefon abgehört werde.

Je länger ich mit dieser Frau sprach, um so misstrauischer wurde ich. Sie schien zu allem Zugang zu haben. Über verschiedene Computernetze hatte sie bereits Olivias Krankengeschichte eingesehen. Als sie aber meine Handynummer wollte, wandte ich instinktiv ein, das Handy gehöre einem Bekannten und ich dürfe daher die Nummer nicht preisgeben. Warum wusste sie diese Nummer nicht bereits?

Alle Telefone meiner Bekannten werden abgehört, schilderte sie weiter. Erika und ich wären die am stärksten überwachten Personen Österreichs. Journalisten hätten uns verraten und sich an unserem Elend finanziell bereichert.

Aus Sicherheitsgründen hatte sie mein Vorleben durchforstet, schließlich müsse sie ja wissen, wem sie ihre Hilfe angedeihen ließe.

Ich hatte starkes Misstrauen ihr gegenüber. Als sie mir schließlich auch noch riet, von meiner Absicht, Akteneinsicht zu halten, Abstand zu nehmen und dies zu widerrufen, nahm ich sie nicht mehr ernst und wollte sie nur mehr loswerden.

Gegen 24:00 Uhr verabschiedeten wir uns und am kommenden Vormittag erklärte ich ihr am Telefon, dass ich ihr gegenüber keinerlei Vertrauen habe. Sollte ich ihr damit Unrecht tun, so bäte ich sie hiermit um Verzeihung.

Telefonat mit Dr. Hamer:

Ich rief ihn an und wollte seine Meinung über diese Person erfahren. Auch Dr. Hamer vermutete in ihr ein „U-Boot“. Er warnte mich eindringlich vor einer Psychiatrisierung, welche nur den Zweck hätte, mich auszuschalten. Alle Zeitungen könnten mich dann entsprechend dem negativen Gutachten diffamieren.

Ich bekam Angst vor dem undurchsichtigen Doppelspiel der Mächtigen.

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