Ich musste zeitig auf, denn Dr. Herz wollte bereits um 8:00 Uhr zu seinem Arbeitsplatz aufbrechen, und ich wusste nicht einmal seine genaue Wohnadresse. Doch ich schaffte es rechtzeitig, bei ihm anzukommen.

Anschließend fuhr ich zu Olivia und Erika.

AKH:

Die Magensonde musste Olivia um 10 cm weiter vom Magen in den Dünndarm geschoben werden. Die Ärzte versprachen sich dadurch eine Verringerung der Magentätigkeit, und somit glaubten sie auch, Olivias Bauchschmerzen reduzieren zu können. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Ärzte betreffend dieser Bauchschmerzen absolut im Dunkeln tappten. Es war ein Martyrium für Olivia.

tagebuch olivia foto 05

10.10.1995:

… es war ein Martyrium für Olivia

Wieder zeigte sich, dass ohne Beisein der Mutter, Olivia wahrscheinlich mit Medikamenten beruhigt hätte werden müssen.

Eine Zwangstherapierung, ohne Beisein der Eltern, wäre für Olivia der sichere Tod. Die Ärzte hätten keine Chance gehabt, sie durchzubringen. Es war unfassbar, wozu manche in diesem Staate imstande waren. Wie konnte man sie von der Mutter mit Gewalt entfernen und das Leben unseres Kindes derart leichtfertig aufs Spiel setzen?

Bei der Visite spielte aber Prof. Dr. Urbanek wieder den allwissenden, weisen Gott in Weiß und erklärte, Olivias Bauchschmerzen kämen von der neuerlichen Gewöhnung an die Nahrung. Professor Dr. Urbanek war mir bereits durch seine himmelschreiend blöden Vergleiche aufgefallen. So meinte er auch wegen Olivias Spitzfüßen, dass leider das Gute, damit meinte er die Chemo, auch seine schlechten Seiten hätte. Damit meinte er die Lähmungserscheinungen!

Ich konnte nur schlechte Seiten an der Chemo erkennen und keine einzige gute!

Nicht nachweisbare Krebszellen mit einer generell verabreichten, 92%ig tödlichen Vergiftungsfolter zu bekämpfen, kommt perversen Menschenversuchen aus der Nazi-Zeit gleich!

tagebuch olivia foto 06

10.10.1995:

Etwas gedrückte Stimmung in Olivias Zimmer. Rechts im Bild neben Alexander sieht man Olivias Plastikschienen liegen, die sie beim Gehen um die Beine schnallen muss, damit sie nicht hinfällt

Vortrag von Frau Dr. Marcovich in Mödling:

Sie brachte wirklich ungeheuerliche Fakten in ihrem Vortrag zur Sprache. Sie erzählte aus ihren Erfahrungen im unkonventionellen Umgang von Frühgeborenen. Es schien, als wäre sie wirklich eine mutige, aber auch erfolgreiche Frau. Es gelang, ein kurzes Gespräch mit ihr zu führen. Es schien mir aber, als wäre ihr unsere Anwesenheit nicht gerade willkommen.

Telefonat mit Dr. Herz:

Prof. Ängstler hatte Abstand genommen und meine Unterlagen ungesehen wieder zurückgewiesen. Er wollte über jeden Verdacht erhaben sein und mit unserem Fall absolut nichts zu tun haben. Ihm sei dies alles peinlich. Er empfahl mir, unverzüglich zum Psychiater zu gehen, da ich sonst von der Polizei geholt werden würde.

Ich fiel aus allen Wolken. Was war geschehen? Wie konnte Prof. Ängstler innerhalb eines Tages, innerhalb von Stunden seine Meinung derart ändern? Vor allem aber, wie konnte er innerhalb dieser kurzen Zeit seine Meinung über Prof. Pazl ändern? Das stank! Das roch förmlich nach einer Weisung von oben an Prof. Ängstler, ja die Finger von unserem Fall zu lassen. Aber wie war das möglich?

Eine Möglichkeit wäre, Prof. Ängstler hatte sich an höherer Stelle selbsttätig informiert und diese Weisung erhalten. Die andere Möglichkeit, welche ich für wahrscheinlicher hielt, war, dass von höherer Stelle direkt die Weisung an Prof. Ängstler erging. Man hörte unser Telefon ab, das wusste ich von einem befreundeten Polizisten, der Zugang zu entsprechenden Daten hatte. Ich vermutete, dass man Prof. Ängstler instruiert hatte.

Nun gut. Ich war wieder um eine Erfahrung reicher und wahrscheinlich auch Prof. Ängstler. Jedes Ding hat zwei Seiten und somit auch dieser Umstand, keinen vertrauenswürdigen Psychiater zu haben. Dr. Hamer erzählte mir vor längerer Zeit, dass er sich einmal zu einer psychiatrischen Gutachtenerstellung seiner Person überreden ließ. Damals war dieses Gutachten über ihn positiv ausgefallen. Allerdings maßte sich dieser Psychiater ein halbes Jahr später an, ein zweites, diesmal negatives Gutachten nachzureichen, ohne mit Dr. Hamer nochmals persönlich gesprochen, geschweige denn ihn untersucht zu haben. Man hatte diesen Gutachter gerichtlicherseits unter Druck gesetzt.

Ich beschloss, überhaupt kein Gutachten über mich oder über Erika erstellen zu lassen. So gesehen war es mir viel lieber, dass Prof. Ängstler sofort umgefallen war. In Österreich gab es derzeit nicht die Möglichkeit einer Zwangspsychiatrisierung. Ich hatte zwar auch schon gehört, dass man diese einführen möchte, derzeit aber konnte man noch das psychiatrische Gespräch ablehnen.

Liste mit allen Tagebucheinträge, chronologisch sortiert, aufrufen

Olivas tagebuch als PDF-Datei

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.