Alternativmedizin findet großen Zuspruch, kann und darf jedoch nur verbotenerweise helfen

„Iatzt woasst es genau! Nua net aufregen!“ Das raunt einer nach vierstündigem Vortrag dem Sitznachbarn zu. Es ist ein erlösender Tonfall drinnen, nachdem zuvor Betroffenheit und Verwirrung geherrscht haben über die „Neue Medizin“ des Ryke Geerd Hamer. Vorgetragen hat in dem kleinen Gasthaussaal im Mühlviertel ein Österreicher, der 1995 international für Schlagzeilen gesorgt hat: Helmut Pilhar. Er zieht seit 1997 mit Hamers Lehre durch die Vortragssäle zwischen Bodensee und Neusiedlersee und findet enormes Echo. „Die Schulmedizin leistet Phantastisches bei Unfällen und Notfällen, sie ist aber ohne jedes Wissen bei Krebs. Sie verbreiten da nur Angst und Panik, die zu neuen Krebserkrankungen führen“, so der Techniker.

Sauteure Kreszenzen

Weil die Krebsmedizin viele Menschen arg verstümmelt, die Lebensqualität dauerhaft beeinträchtigt und in vielen Fällen gar nicht mehr helfen kann, fragten sich Patienten wie Angehörige: So viel Leid trotz geringer Chancen? Sie flüchteten zu Wunderwuzzis, vom Geistheiler bis zum Versandbetrieb, der sauteure Kreszenzen über Internet vertreibt. So warnte der Verein für Konsumenteninformation (VKI) erst kürzlich vor dem deutschen Arzt Matthias Rath, der Mikronährstoff-Präparate vertreibt. „In vielen Produkten sind einzelne Nährstoffe in einer bedenklich hohen Dosierung“, so der VKI: „Wissenschaftliche Belege bleibt Dr. Rath schuldig.“

Die verzweifelte Jagd Krebskranker nach einem Strohhalm ist tolle Spielwiese für selbsternannte Wunderheiler und Scharlatane.

„Sie müssen selbst aktiv werden, um sich zu verstehen.“

Hamers „Neue Medizin“ findet besonders viel Zuspruch, weil sie hoffnungsvollere Züge trägt als die Schulmedizin. Viele Thesen wirken so einfach und logisch zugleich, dass das ganze Gebäude überzeugt. „Nur er allein hat mir geholfen“, sagt eine Mühlviertlerin zur RUNDSCHAU. Selbst Erfolge sind aber noch keine wissenschaftlichen Beweise, denn unerklärbare Spontanheilungen sind für vielerlei Krankheitsbilder dokumentiert.

Pilhars Vortrag ist gleichermaßen eloquent wie platt: „Wir leben gegen unseren biologischen Code. Der Mensch wird nicht artgerecht gehalten.“ Er verspricht seinen Zuhörern keine Wunder, weil er weiß, dass er das nicht kann: „Wir dürfen Ihnen nicht helfen. Wir sind mit einem Fuß im Gefängnis. Sie müssen selbst aktiv werden, um zu verstehen. Heilen können Sie sich nur selbst. Die beste Therapie hilft Ihnen nicht, wenn Sie nicht verstanden haben. Dann haben Sie Ihr Leben verstanden.“

Wer glaubt, fühlt sich befreit. Wer medizinische Hilfe braucht, bleibt zurück. Hamers Medizin wird weder gelehrt noch praktiziert.

Eiserne Regel des Krebses: Hamers Neue Medizin

Der deutsche Internist Ryke Geerd Hamer erkrankte an Krebs und führte das auf ein Schockerlebnis zurück: Sein Sohn war erschossen worden. Hamer untersuchte daraufhin abertausende Krebsfälle – angeblich bis heute 22.000. Bei allen fand er ausnahmslos einen Erlebnisschock unterschiedlicher Prägung als Auslöser der Erkrankung. Außerdem zeigten alle einen systematischen Krankheitsverlauf. Für den Medizin-Rebellen gehören auch Volksleiden wie Herzinfarkt oder Diabetes in diesen Krebs-Verlauf.

Als Heilungserfordernis erklärt Hamer die Lösung des (psychischen) Urkonflikts: Verlust eines lieben Menschen, Trennung, Selbstwerteinbruch etc. Der Mediziner formulierte daraus seine „Eiserne Regel des Krebses„. Das trug ihm Berufsverbot und eine gerichtliche Verurteilung ein. Laut Richter waren Menschen zu Tode gekommen, die seiner „Neuen Medizin“ vertraut hatten. Hamer lebt heute in Spanien, veranstaltet Seminare, verkauft Bücher und Tonträger.

Der Fall Olivia Pilhar

…sorgte ab 1995 international für Aufsehen. Das damals siebenjährige Mädchen litt an „Wilms-Tumor„. Die Eltern lehnten eine schulmedizinische Behandlung ab und vertrauten Ryke Geerd Hamer, der in der Steiermark eine Praxis betrieb.

Sie entzogen Olivia durch Flucht ins Ausland der Schulmedizin, wurden aber mit Versprechungen heimgelockt. Ihnen wurde das Sorgerecht entzogen und das Mädchen erfuhr eine Chemotherapie – an deren Folgen sie noch heute leide, so Vater Pilhar. Der Techniker wurde mit seiner Frau 1996 zu acht Monaten bedingt verurteilt, u.a. wegen Körperverletzung. Seit 1997 wirbt Pilhar mit Vorträgen und Seminaren für Hamers Lehre. www.pilhar.com

Der Tod des Bruders rettete Krebskranken

„Hamers Lehre ist logisch“, sagt der Transportunternehmer Ernst Steinwender aus Buchkirchen bei Wels. Er findet die Theorie durch persönliches Schicksal bewiesen:

1985 starb sein Bruder an Hautkrebs, trotz Operation und medikamentöser Therapie. Kurz darauf erkrankt Ernst Steinwender selbst am selben Krebs. Er verweigerte die Chemo: Wenn schon sterben, dann nicht auf so schmerzvolle Art wie sein Bruder. „Mein Bruder hat mir indirekt das Leben gerettet. Ich habe mir gesagt: Ich werde gesund!“ Jahre später erst lernte Steinwender die Neue Medizin kennen. Er machte ein Seminar bei Dr. Hamer und sah sich rundum bestätigt.

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