„Weniger als 10 Prozent“, beurteilt Univ.-Prof. Dr. Franz Waldhauser vom AKH in Wien die Chancen der 6jährigen Olivia Pilhar, das lebensgefährliche Krebsgeschwür in ihrem Körper zu besiegen. Dr. Waldhauser: „Die Frage ist, ob wir über die nächsten Tage kommen oder ob der Tumor das Kind erdrückt!“ Die kleine Olivia wird derzeit in einer Art Dämmerschlaf gehalten und künstlich ernährt. Waldhauser hofft, daß die Eltern, doch noch zur Mitarbeit gewonnen werden können.

Foto: Contrast

Fall Olivia: „Auch die Ärzte sind schuld!“

Die falschen Wege in der Schulmedizin: Mit Dr. Gerhard Weintögl, Präsident der NÖ Ärztekammer, sprach Thomas Jorda.

Haben Sie Verständnis für Olivias Eltern?

Bis zu einem gewissen Grad schon. Ich glaube, wir haben verlernt, mit den Menschen lang und intensiv zu reden. Wer täglich Diagnosen stellt, erkennt vielleicht die Situation des einzelnen Patienten nicht. Und lässt ihn mit seinen Problemen allein. Deshalb sage ich: Auch wir Ärzte tragen an solchen Situationen Schuld.

Was kann man dagegen tun?

Die Ärzte müssen besser geschult werden. Außerdem kann ich mir gut vorstellen, bei gewissen Gesprächen – etwa bei Krebs-Diagnosen – Psychotherapeuten verpflichtend beizuziehen.

Wer soll das bezahlen?

In Krankenhäusern ist das kein Problem, da finden sich genügend Leute. Und in Arztpraxen gibt’s solche Situationen nicht sehr oft.

Hat die Alternativmedizin ihren Höhepunkt schon erreicht?

Ich glaube nicht. Jedes Medikament, das wirkt, hat Nebenwirkungen. Darauf reagieren die Menschen immer hysterischer. Und greifen zu Soft-Methoden ohne Nebenwirkungen. Aber leider meist auch ohne Wirkung!

Offener Brief an Primar Jürgenssen

Sehr geehrter Herr Dr. Jürgenssen! Es sollte Ihnen zu denken geben, daß es, unserer Meinung nach, Ihre panikmachende Art war, die Olivias Eltern in die Flucht trieb und diese ernste Situation erst herbeigeführt hat. Der große Erfolg der Kinderärztin Dr. Marina Marcovich beruht nämlich nicht auf deren „Emotionalität und Kumpelhaftigkeit“ (Zitat NÖN), sondern auf der Tatsache, daß sie aufgrund ihrer großartigen Persönlichkeit auch die Fähigkeit des Zuhörens besitzt. In der Sendung „Help-TV“ vermißten wir diese bedauerlicherweise bei Ihnen.

Mit Ihrer Aussage (Zitat NÖN): „Ich bin froh, wenn ich nichts mehr damit zu tun habe“, ist es nun ganz offensichtlich, daß es Ihnen niemals wirklich um das Kind gegangen ist. Gefühle kann man nicht auf Knopfdruck abstellen!

Wir würden uns wünschen, daß Sie sich auf die Behandlung derer beschränken, die Ihnen das Vertrauen schenken. Oder erscheint Ihnen das zu wenig medienwirksam?

Ingrid W.
Mag. Elisabeth L.

Wechsel im Amt: Nun ist Hofrad Marady Olivias neuer Vormund

Oma von Olivia wacht am Bett des schwerkranken Mädchens

WIENER NEUSTADT – Bezirkshauptmann Marady hat seinen Urlaub abgebrochen und ist vorzeitig ins Amt zurückgekehrt. Er ist der neue Vormund von Olivia

Gestern, Dienstag, informierte Dr. Heinz Zimper seinen Chef über die bisherigen Geschehnisse im Fall der schwer kranken sechsjährigen Olivia. Noch am gleichen Tag fuhr Hofrat Herbert Marady zu dem Kind ins Wiener AKH.

Sie Situation des krebskranken Mädchens hat sich in der Zwischenzeit dramatisch verschlechtert. Olivia wird künstlich beatmet. Der inzwischen fast 5 kg schwere Tumor drückt auf die Lunge des Mädchens. Olivia liegt im Dämmerschlaf – sie bekommt Morphium.

Oma bei Olivia

Nur zwei Menschen dürfen das Kind derzeit in der Intensivstation besuchen: Olivias Mutter Erika und deren Schwiegermutter Wilhelmine Pilhar. Die Grünbacherin war von den Verantwortlichen um ihren Beistand gebeten worden, nachdem Olivias Eltern aus Protest gegen die Zwangs-Chemotherapie vor dem Stephansdom in Hungerstreik getreten waren und Olivia allein im Spital zurückgelassen hatten.

Inzwischen aber wacht Erika Pilhar nahezu Tag und Nacht am Bett ihrer Tochter, deren Überlebenschancen inzwischen auf 20 Prozent gesunken ist. Die krebsverkleinernde Chemotherapie, so die Ärzte, könne frühestens heute, Mittwoch, greifen.

Vater Helmut Pilhar wird derweilen vom Spital ferngehalten. „Erst wenn er zur Vernunft kommt, darf er rein“, sagte Hofrad Marady.

Inzwischen meinen Kritiker, daß die Zwangstherapie um wichtige neun Tage zu spät eingeleitet worden sei. Spanische Ärzte hätten Olivia in Malaga noch eine 70prozentige Überlebenschance gegeben. „Wir haben versucht, mit den Eltern ein Einverständnis zu finden“, so Dr. Zimper. Die Ärzte hatten im Sinne des Mädchens ständig dazu geraten. „Die Zwangstherapie ist unsere letzte Chance“, meinte Hofrat Marady. „Wir haben versucht, eine juristisch und menschlich vertretbare Lösung zu finden“, so Dr. Heinz Zimper. Der Jurist jedenfalls hat schwere Wochen hinter sich. Fast rund um die Uhr war er im Fall Olivia eingesetzt. Seine Arbeitswoche hatte zuletzt 100 Stunden.

Sonja Pucher

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