Er propagiert „Heilslehre“: Pilhar auf Vortragstour

Helmut Pilhar tingelt seit Jahren mit der Hamerschen „Heilslehre“ über Land. Vom 23. bis 27. September tritt er in Hamburg auf.

Als Wunderheiler von eigenen Gnaden machte der deutsche Arzt Ryke Geerd Hamer weltweit Schlagzeilen. Jetzt wurde der per Haftbefehl gesucht 69-Jährige im südspanischen Malaga festgenommen. In Hamburg wartet unterdessen seine Fan-Gemeinde auf neue Vorträge und Seminare über die „Germanische Neue Medizin“ – die von Hamer propagierte „Heilslehre“ gegen Krebs. Fünf Termine sind vom 23. bis 27. September in Volksdorf und Eimsbüttel festgelegt. Angekündigter Redner ist einer der treuesten Jünger des Hamers – Helmut Pilhar (39).

Er ist der Vater der heute 16 Jahre alten Olivia, deren Schicksal vor neun Jahren wochenlang Millionen Menschen beschäftigte. 1995 vertrauten die Eltern des damals sechsjährigen schwer krebskranken Mädchens dem seit 1986 in Deutschland mit Berufsverbot belegtem Mediziner Hamer mehr als den behandelnden Krebsspezialisten einer Wiener Klinik. Sie flohen mit dem Kind zu Hamer nach Spanien. Nach 72 Tagen wurde der für das KInd lebensbedrohende Trip durch ein Vormundschaftsgerichts-Urteil und einen Polizeieinsatz in Malaga beendet – und Olivia in die rettende Klinik nach Wien gebracht.

Die Qualen sind lange überstanden – Olivia ist aus ärztlicher Sicht von ihrem Krebs geheilt.

Dr. Hamer hat Recht. Krebs ist genauso eine Lüge wie AIDS.“
Helmut Pilhar, Vater von Olivia

Die Eltern, Helmut und Erika Pilhar, waren nach der Flucht mit dem kranken Kind von einem Wiener Gericht wegen Körperverletzung zu acht Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden. Der aus Köln stammende Mediziner Hamer hatte ihnen eingeredet, bei dem lebensgefährlichen Tumor über der Niere Olivias handle es sich gar nicht um Krebs, sondern um einen nicht verarbeiteten Konflikt. Helmut Pilhar sagte damals: „Dr. Hamer hat Recht. Krebs ist genauso eine Lüge wie AIDS.“

Der Vater, ein Ingenieur, und die Mutter, eine Lehrerin, glauben diesem abstrusen Medizinverständnis heute noch – davon zeugt ein Internet-Auftritt über die „Germanische Neue Medizin„: „Es begrüßen Sie die Eltern von Olivia“ (www.helmut@pilhar.com). Gleichzeitig preist Helmut Pilhar Seminare, Vorträge und Stammtische in Deutschland, der Schweiz und Österreich an. Seinen Ingenieurs-Beruf hat er an den Nagel gehängt. Pilhars Tournee-Kalender zeigt kaum Ruhetage. Eintrittspreise in Hamburg: fünf und sechs Euro (Vortrag) bis 65 Euro (Seminar).

Ärztepresident Dr. Michael Reusch warnt vor den Veranstaltungen. Sie beruhten nicht auf „überprüfbaren Erkenntnissen“. Menschen mit lebensbedrohlichen Erkrankungen sollten nicht Methoden vertrauen, „die mehr auf Heilslehre und Ideologien beruhen, denn auf wissenschaftlichen Erkenntnissen“.

Gerd-Peter Hohaus

Verurteilter „Krebsheiler“

Groß wie ein Fußball und sechs Kilo schwer war der Tumor in Olivias Bauch. Die Eltern vertrauten jedoch den Warnungen und Versprechungen des „Krebsheilers“ Ryke Geerd Hamer mehr als der Schulmedizin. Schlussendlich befreiten dann doch die Klinikärzte mit Strahlen- und Chemotherapie das Kind vom Krebs.

Dem aus Köln stammenden Arzt war schon 1986 die Approbation entzogen worden. 1997 wurde Hamer dort wegen unerlaubter Ausübung des Heilberufs zu 19 Monaten Haft verurteilt, von denen er zwölf absaß. In Österreich wird er in etlichen Fällen des Totschlags im Zusammenhang mit der „Neuen Medizin“ verdächtigt. Nach einer Verurteilung in Frankreich im Jahre 2002 (neun Monate Haft, neun Monate auf Bewährung) verhängte das Berufungsgericht im Juli 2004 in Hamers Abwesenheit eine Haftstrafe von drei Jahren. Er soll demnächst ausgeliefert werden.

Anmerkung von H. Pilhar

Das für diesen Artikel verwendete Foto von mir, stammt aus dem Gerichtssaal während ich auf der Anklagebank sitze (1996). Dort würde man mich wieder gerne sehen …

Jedenfalls hatte es die Hamburger Morgenpost geschafft, dass ein mit einer Schule verhandelter Vertrag über die Nutzung eines Vortragsaales einen Tag später von der „Behörde für Bildung und Sport“ für Null und nichtig erklärt wurde. Wörtlich:

„Die von Ihnen propagierten „Wunderheilmethoden“ gegen Krebserkrankungen werden der notwendigen medizinischen Verantwortung gegenüber krebserkrankter Kindern nicht gerecht. Die Behörde für Bildung und Sport hält es im Einvernehmen mit der Schulleitung der Ifflandstraße nicht für akzeptabel, dass gerade in einer Schule derartige Empfehlungen verbreitet werden. Der Fall hat die Öffentlichkeit damals wie heute (siehe Artikel in der Morgenpost vom 14.09.2004) sehr bewegt.“

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