Bedingung für Rückkehr: Keine Chemotherapie
Einen Tag vor der entscheidenden Untersuchung in der Kinderklinik in Malaga im Beisein des Chefs des St.-Anna Kinderspital, Professor Helmut Gadner, tauchte Sonntag ein Hoffnungsschimmer auf. Laut einer Hamer-Sprecherin wollen die Eltern nach Österreich zurückkehren, falls Olivia sich hier keiner Chemotherapie unterziehen muß. Ob die österreichischen und spanischen Spezialisten das verantworten können und wollen, wird vom Untersuchungsergebnis abhängen. Krebsprophet Geerd Hamer ist nach Köln verreist, will aber Montag nach Malaga zurückkehren. Die Mediziner werden ihre ganze Überzeugungskraft brauchen, um dem Kind ohne weitere Konflikte zur hoffentlich noch rettenden Behandlung zu verhelfen.
Montag: Tag der Entscheidung um Olivias Schicksal
Sorge um einen neuen Konflikt zwischen Eltern, „Heiler“ und Ärzten im Kinderspital von Malaga
„Sie werden ins Spital kommen!“ Johann Schilcher, 59, aus Maiersdorf in NÖ, der Vater Erika Pilhars und Großvater der krebskranken Olivia, wies Sonntag Befürchtungen, die Familie sei erneut untergetaucht, entschieden zurück. Das Quartier wäre nur wegen der ständigen Belästigungen gewechselt worden, meinte der Großvater. Und auch im österreichischen Konsulat in Malaga sieht man keinen Anlaß zur Sorge. Konsul Walter Esten versicherte dem KURIER, daß er über Olivias Aufenthaltsort informiert sei und mit der Familie in Kontakt stehe.
Die Pilhars sollen in einem Privatquartier in den Bergen nördlich von Malaga Zuflucht gefunden haben. Erika Pilhars Paß blieb vorerst im Hotel Las Vegas zurück. Sonntag wollte eine als Hamer-Vertraute bekannte Dame das Dokument abholen. War es, weil die Zimmerreservierung abgelaufen war – oder aus anderen Gründen?
Den Verlauf der für Montag angesetzten Untersuchung Olivias im Kinderspital von Malaga – die vielleicht noch lebensrettende Behandlung einzuleiten wagt niemand vorauszusagen. Laut Großvater Schilcher lehnen die vom Heiler Geerd Hamer inspirierten Eltern eine Chemotherapie nach wie vor ab. Obwohl der Vater in vieler Hinsicht die Meinung von Tochter und Schwiegersohn teilt, kann auch er Zweifel an der Hamerschen Krebstheorie nicht verhehlen. Die kühne These, daß die Kochkünste seiner Frau bei Olivia via Verhungerungskonflikt Krebs ausgelöst hätten, hat den Opa mehr als verunsichert.
Auch zahllose Anrufe von Hamer-Anhängern bei den Großeltern haben diese Zweifel nicht beseitigen können. Johann Schilcher: „Wenn die Leute wirklich geheilt wurden, dann sollen sie doch an die Öffentlichkeit gehen und es mit Befunden beweisen. Diese Erzählungen helfen uns gar nichts!“
Olivias Eltern dürften dem von missionarischem Eifer besessenen Hamer freilich nach wie vor praktisch absolut vertrauen.
Wenn Montag der Chefarzt des St.-Anna Kinderspitals, Prof. Helmut Gadner, und die voraussichtlich mitreisende Kinderärztin Marina Marcovich in Malaga auf den „Heiler“ treffen, werden sie es nicht leicht haben, denn angesichts der langen Verzögerung und der rapiden Ausbreitung des Tumors sind Olivias Chancen fraglos geringer geworden. Und schon bei der Erstuntersuchung im St.-Anna Kinderspital wollte Vater Helmut Pilhar eine schriftliche Genesungsgarantie die ihm die Ärzte nicht geben konnten. Hundertprozentige Heilungschancen gibt es in der Schulmedizin nicht. Wunderheiler und selbsternannte Propheten tun sich da leichter.
Inzwischen dementiert „Guru“ Hamer auch heftig Gerüchte, die ausgestreuten widersprüchlichen Gutachten über Olivias Zustand wären gefälscht, obwohl eine Klinik in Malaga erklärt hat, sie habe gar kein Schriftstück verfaßt. Mit den Attesten – eines wurde an das Wiener Neustädter Gericht geschickt sollten ärztliche Kontrollen der Patientin beziehungsweise „Heilerfolge“ dokumentiert werden.
Martina Prewein, Malaga
Ilse Schmid
Kammer sucht kritische Fälle
Die steirische Ärztekammer richtet ab heute, Montag, unter der Tel.-Nr. 0316/804454 ein Kontakttelefon ein (Montag bis Freitag von 9 bis 12 Uhr), um mögliche strafrechtliche Tatbestände um Hamer zusammenzutragen. Vertraulichkeit wird zugesichert. Die steirische Kammer, die sich seit Jahren mit Aktivitäten um das Beratungszentrum Burgau beschäftigt, hat mehrmals Verfahren gegen den „Heiler“ angestrengt. In der Vorwoche gingen Hinweise an den Staatsanwalt in Wr. Neustadt.
Anmerkung von HPilhar
Die Eltern meiner Frau waren von unseren Angehörigen so ziemlich die einzigen Menschen, die zu uns hielten. Auch von unserem Freundeskreis waren die allermeisten offen gegen uns.
Dass Olivia das Essen der ihr bis dato unbekannten Großmutter verweigerte, hatte weniger mit deren Kochkunst zu tun, sondern viel mehr mit dem Verlassensein von ihrer Mutter, da diese – auf mein Anraten hin – berufstätig geworden war. Die Nichtverfügbarkeit ihrer Mutter war Olivias großes Problem.
Die heutige Politik geht in die Richtung, unseren Kindern ihre Mutter wegzunehmen. Die Mütter sollen arbeiten gehen und die Kinder sollen vom Staat in Einrichtungen indoktriniert werden. Der Staat zerstört seinen eigenen Ursprung! Es soll nicht nur die altbekannte Familie zerstört werden, sondern auch der altbekannte Staat. An seiner Stelle kommt der internationale Konzern. Das fordert die Neue Weltordnung!