Der Ingenieur, 53. Jahrgang, Nr. 1/1998

Werden auch heute noch naturwissenschaftliche Erkenntnisse unterdrückt?

Ing. Helmut Pilhar, Jahrgang 1965, ist Ingenieur sowohl für Elektrotechnik als auch für Maschinenbau. Er ist Vater des an Krebs erkrankten Mädchens Olivia. In diesem Zusammenhang trat er für die Behandlung seiner Tochter nach den von Dr. Hamer aufgestellten Regeln der sogenannten „Neuen Medizin“ ein, wodurch er ins Kreuzfeuer der Kritik von Medien und Öffentlichkeit geriet. Die „Neue Medizin“ führt jede Erkrankung ausschließlich auf eine psychische Konfliktsituation zurück. Diese Ausschließlichkeit ist jedoch schwer nachvollziehbar. Laut einer angeblichen Aussage eines Dekans der Tübinger Universität wäre eine wissenschaftliche Überprüfung der „Neuen Medizin“ innerhalb eines Tages möglich. Warum aber bisher eine Überprüfung nicht stattgefunden hat, stimmt nachdenklich. Dr. Hamer verbüßt zur Zeit eine Gefängnisstrafe in Deutschland wegen Verstoßes gegen das deutsche Ärztegesetz. Das dies ohne Überprüfung seiner von ihm aufgestellten und angewendeten Erkenntnisse geschieht, ist allerdings auch schwer nachvollziehbar.

Würde die „Neue Medizin“ einer naturwissenschaftlichen Überprüfung standhalten, sähe sich Ing. Pilhar in seinem Verhalten während der Erkrankung seiner Tochter bestätigt und rehabilitiert.

Kürzlich las ich einen Artikel in der naturwissenschaftlichen Zeitschrift raum&zeit über eine Einspritzdüse eines Verbrennungskraftmotors. Als das Bemerkenswerte an dieser Düse war beschrieben, daß sie das ihr zuströmende Wasser (!) in H2 und 0 zerlege und somit dem Verbrennungsraum Knallgas zuführen könne, das wiederum durch Zündung den Kolben in Bewegung versetzen soll. Als Prinziperklärung der Wasserzerlegung wurde die Nutzung von freier Energie (?!) angeführt. Als Beweis, daß dies auch tatsächlich funktioniere, war ein Foto des in einem Buggy eingebauten Triebwerks, samt strahlendem Erfinder abgebildet.

Nun – Papier ist bekanntlich geduldig! Dennoch würde diese Erfindung/Entdeckung mit einem Schlage unser Energie- samt Umweltproblem entscheidend entspannen können. Was werden wir Techniker also tun? Richtig – wir werden uns einmal diesen Wundermotor vorführen lassen. Wir werden uns selbst von seiner Funktionstüchtigkeit überzeugen. Und wenn alles seine Richtigkeit hat – ja, dann gehen wir getrost einer schöneren Zukunft entgegen. Stellt sich aber heraus, daß das alles nur ein schlechter Scherz war, dann können wir dieses Thema vorerst abhacken.

So handhaben wir Techniker üblicherweise Neuentdeckungen. Wir prüfen sie!

Auf medizinischem Gebieten haben unsere Ärzte leider kein so leichtes Spiel. Oft hört man von Wundermitteln gegen dieses und jenes Leiden. Oft vermögen sie auch zu helfen, leider aber nicht immer. Dieser Effekt ist von so ziemlich allen üblichen Arzneien beschrieben. Hier bedient man sich der Statistik und erklärt eben, so und so viele Prozent Heilungschancen erzielen zu können. Von einer Reproduzierbarkeit kann man bei einem lebenden Organismus kaum sprechen. Zu viele, vorallem ungreifbare psychische und seelische Faktoren scheinen hier mitzuspielen. Diese biologischen Gesetzmäßigkeiten sind noch nicht entschlüsselt – oder doch?

Vor Jahren veröffentlichte ebenfalls diese oben zitierte Zeitschrift eine Artikelserie über einen Kölner Arzt, der behauptet, mit fünf biologischen Naturgesetzmäßigkeiten sämtliche Erkrankungen des Menschen, der Säugetiere im allgemeinen, erklären, diagnostizieren und prognostizieren zu können. Seiner Meinung nach sei die Ursache jeder Erkrankung ein sog. seelischer Konflikt und die Krankheit ginge bei Lösung des Problems in Heilung über, und wäre somit ein zweiphasiges Geschehen. Er meint, seine Neue Medizin könne bis zu 90 %, ja mit der notwendigen klinischen Versorgung sogar bis zu 95 % die bisher als unheilbar geltenden Krebskranken heilen. Als Beweis seiner Behauptung bietet er die naturwissenschaftliche Überprüfung an, da er meint, jeder x-beliebige Patientenfall sei entsprechend dieser fünf biologischen Naturgesetze einzuordnen. Als Beispiel seiner Behauptungen sei angeführt, daß angeblich für den Lungenkrebs nicht das Rauchen, sondern immer ein sog. Todesangsterlebnis Schuld trage. Dieser Todesangstkonflikt manifestiere sich nachweislich und mit einem Hirn-CT sichtbar machend, immer an der selben Stelle im Gehirn. Jede Erkrankung samt Stadium könne er anhand eines Schädel-CTs diagnostizieren. Dieses Diagnoseverfahren verschaffte diesem Arzt Anfang der 80er Jahre zu einer Berühmtheit in Fachkreisen.

Sie werden sicher mittlerweile wissen, daß hier von Dr. med. Ryke Geerd Hamer und seiner Neuen Medizin die Sprache ist. Bekanntlich versetzte dieser Mann unsere ganze Ärzteschaft in Aufruhr, als der Fall Olivia Pilhar aufkam.

Welchen Rat müssen wir Techniker unseren Freunden, den Ärzten, geben?

Ing. Helmut Pilhar


Anmerkung von H. Pilhar

Ich kann mich noch gut erinnern, wie dieser Artikel zustande kam. Der damalige Chefredakteur dieser Zeitschrift „Der Ingenieur“ lud mich zu sich nach Hause ein. Er erklärte mir, diese Zeitung komme einem jedem Beamten in Österreich kostenlos auf seinen Schreibtisch. Ich warnte ihn, er würde u.U. Schwierigkeiten bekommen. Er winkte ab.

Folge: Er verlor sofort seinen Posten als Chefredakteur!

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