Telefonat mit Frau Dr. Rostovsky:

Dr. Rostovsky wusste bereits, dass Dr. Antonescu das Mandat niederlegen wollte. Von Frau Dr. Petrovic erzählte sie mir, dass diese den Fall Olivia von Dr. Hamer getrennt wissen wolle. Dr. Hamer werde zugesichert, dass seine Neue Medizin überprüft werde. Ich erklärte ihr meine Vorstellungen, das Ärztekomitee betreffend.

Sie erklärte sich bereit, wenn möglich, hierbei zu vermitteln. Sie hat weiters kurz mit Olivia gesprochen und kam zur Ansicht, dass es ihr ja gar nicht so schlecht gehe.

Telefonat mit Frau Fugger (Jugendamt):

Ich versuchte ein Treffen zu organisieren, indem den österreichischen Behörden das Gegengutachten vorgestellt werden sollte. Doch Frau Fugger ließ nicht mit sich reden und drohte mit Konsequenzen. Sie erklärte bestimmt, dass alles Notwendige unternommen werde, um Olivia einer ordnungsgemäßen schulmedizinischen Therapie zuzuführen.

Sie war überhaupt sehr unfreundlich und arrogant, sodass ich mich ärgerte überhaupt mit ihr und nicht mit ihrem Vorgesetzten, Herrn Gruber, gesprochen zu haben. Allerdings ließ sie, vermutlich ungewollt, durchblicken, dass ich auch mit einer Verfolgung innerhalb von Deutschland rechnen müsste.

Telefonat mit Dr. Antonescu:

Er unterbreitete mir den Vorschlag, in die Anthroposophische Klinik in Witten- Herdecke zu fahren. In dieser Klinik bestünde die Möglichkeit Herrn Dr. Hamer zuzulassen.

Diese Klinik war für mich kein Begriff, sollte aber Dr. Hamer als behandelnder Arzt von Olivia zugelassen werden, wäre es mir nur recht gewesen.

Telefonat mit Dr. Hamer:

Diese Klinik, so Dr. Hamer, würde lediglich zur Chemotherapie ergänzende Mistel spritzen. Dass er dort als Arzt Olivia behandeln dürfe, hielt er für ausgeschlossen.


Mir schien die Situation komplett verfahren. Selbst das von Herrn Prof. Pichler vorgeschlagene und von Frau Dr. Petrovic unterstützte Ärztekomitee schien nicht zustande zu kommen. Aus dem Gespräch mit Frau Fugger war die konkrete Absicht erkennbar, unsere Familie auch in Deutschland aufzuspüren, um Olivia einer schulmedizinischen Krebstherapie zuzuführen, Wir überlegten uns, Deutschland zu verlassen.

Dreharbeiten mit „spiegel-tv“:

Sie kamen zu viert. Herr Czogalla tat, als wäre er wirklich von unserem Schicksal betroffen und interviewte uns mehr als eine Stunde. Seine Kollegen waren zu den Kindern, und vor allem zu Olivia, sehr freundlich. Ich ließ sie auch Olivias Bauch filmen und beabsichtigte damit eigentlich das Folgende:


Die Schulmedizin behandelt jeden Krebs sofort, also unmittelbar nach der Diagnose. Viele Patienten, die nach der Neuen Medizin vorgingen, hatten oftmals riesige Bauchschwellungen. Manche von einer geschwollenen Milz, manche von einer großen Heilungszyste. Mir war ein Fall eines Mannes bekannt, der sich in Klosterneuburg, eine 20 kg Nierenzyste entfernen ließ. Damals stritten sich der dortige Primar und Dr. Hamer darüber, ob es sich bei dieser Bauchschwellung des Mannes wirklich um eine Zyste handeln konnte. Dr. Hamer behielt mit seiner Prognose der indurierten Zyste recht. Wie bereits erwähnt, ist die Neue Medizin überdeterminiert und dagegen lagen dem Primar ja nur die CTs des Abdomens vor, die er leider falsch interpretierte. Dieser Primar tätigte damals den Ausspruch: „Himmel, der Hamer hat recht!“

Nun, da ich noch immer hoffte, Olivia entsprechend der Neuen Medizin behandeln und heilen lassen zu können, wollte ich den Menschen auch zeigen, wie der Verlauf einer solchen Therapie aussehen konnte. Ein dicker Bauch ist ungewöhnlich, das war mir völlig klar. Dass ein Krebspatient Schmerzen hat und auch darunter zu leiden hat, ist auch von der schulmedizinischen Onkologie her sattsam bekannt. Es gibt keinen Krebspatienten, der keine Schmerzen hat. Nach den schulmedizinischen Weisheiten steht allerdings der Patient bei Auftreten von Schmerzen kurz vor dem Tod, und man verabreicht ihm dann Morphium, um sein vermeintlich nahes Ende erträglicher zu machen. Dr. Hamer beschreibt dies ungeschminkt als „Einschläfern“ der Patienten.

Der Schmerz hat auch einen Sinn. Jeder weiß, dass er dem Menschen als Warnung dient. Tut man sich weh, lernt man, dies das nächste Mal zu vermeiden. Verspürt man ohne äußere Verletzung Schmerzen, dient dies dazu, auf eine Störung im Organismus hinzuweisen. Aber noch einen ganz wesentlichen Sinn hat der Schmerz, vor allem im Zusammenhang mit dem Krebsgeschehen. Krebs ist, laut Neuer Medizin, ein (entwicklungsgeschichtlich bedingtes bzw. verstehbares) Notprogramm der Natur. Krebs rettet vorerst das Leben, verlangt aber nach einer baldigen Lösung des ihn auslösenden Problems. Ein Mensch mit seiner vorhandenen psychischen Verfassung erleidet durch ein Problem ein isolatives Schockerlebnis, das zum Krebs führt. Ein aktiver Krebs verursacht in den wenigsten Fällen Schmerzen. Schafft der Patient durch Zufall oder wie auch immer eine Konfliktlösung, gelangt er in die Heilung und der Schmerz (Heilungs-schmerz) setzt ein. Seine psychische Verfassung konnte ihn nicht schützen, diesen isolativen Schock zu erleiden. Sein Ziel muss nun sein, seine Psyche zu stärken.

Und hier ist die Sinnhaftigkeit des Schmerzerleidens bereits zu erkennen. Lang anhaltender Schmerz ändert die Persönlichkeit. Dies kann man oft an solchen Menschen beobachten. Und dies war ja auch gefordert. Der Mensch muss seine Psyche derart ändern, damit er bei einem weiteren, gleichgelagerten Problem, so wie andere Menschen auch, fertig werden kann, somit dieses Problem nunmehr besser bewältigt.

Man muss sich dies wie einen Knochenbruch vorstellen. Der Knochen war zu schwach, deshalb brach er. Was macht die Natur? Sie verstärkt diesen Knochen an der Bruchstelle, damit dies nicht nochmals geschieht.

In diesem Zusammenhang ist nun auch die fatale Wirkung von Morphium erkennbar. Abgesehen von der süchtig machenden Wirkung, wird dem Patienten die Möglichkeit genommen, seine Psyche ändern zu können. Sterben wird er allerdings an einer anderen, verhängnisvolleren Wirkung: Morphium lähmt nicht nur die Atmung, den Darm und das Gehirn, es verändert diese auch. Das Gehirn ist aber das wichtigste Organ überhaupt im Krebsgeschehen. Von hier aus erfolgen ja sämtliche Befehle an jede einzelne Zelle im Organismus. Wird nun das Gehirn ausgeschaltet, so tragen diese Folgen zu den bekannten Misserfolgen in der Onkologie bei.


Dies zu vermitteln lag in meiner Absicht als ich die Aufnahmen von „spiegel-tv“ zuließ und kilometerlange Interviews gab. Was Reporter, was Medien generell, imstande sind aus einer Geschichte zu machen, mussten wir erst leidvoll erfahren…

Telefonat mit Frau Ingrid:

Es war wundervoll wieder einmal mit ihr zu sprechen. Sie erzählte von einem Gottesdienst vergangenen Sonntag, in der Nähe ihres Heimatortes. Es stand eine Frau vor der Gottesgemeinde und erzählte, ihre behinderte Tochter gehe in Mödling in die Sonderschule und ihre nette Handarbeitslehrerin sei Erika, die dieses traurige Schicksal nun tragen müsse, das sie aus dem Sonntagskurier entnommen habe. Frau Ingrid meldete sich ebenfalls zu Wort und erzählte von ihrer Bekanntschaft zu mir. Sie erklärte der Gemeinde, man dürfe nicht auf Äußerlichkeiten und Randbemerkungen achten, man müsse vielmehr auf die Stimme des Herzens achten. Die ganze Gemeinde betete anschließend für uns. Ich war tief bewegt.

Da nun unser Aufenthaltsort bekannt war, entschlossen wir uns, ihn zu wechseln und bezahlten die Rechnung. Als ich sie prüfte, waren 50 Mark zuviel verrechnet worden. Bereits zum dritten Mal, innerhalb zweier Monate, versuchte mich ein Wirt oder Kellner übers Ohr zu hauen. Ich hasste diese Unehrlichkeit!

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