Lieber Helmut,

kurz vor dem 2. Geburtstag unserer größeren Tochter bekam ich plötzlich Zahnschmerzen immer wenn ich etwas Süßes, Kaltes oder Heißes aß. Betroffen waren alle linken Backenzähne im Unterkiefer. Der Schmerz war besonders extrem, wenn eine der genannten Speisen oder Getränke in die Zwischenräume der Zähne lief. Zumindest war das mein Gefühl.

Der Konflikt war schnell gefunden. Als Rechtshänderin musste es entweder mit meiner Mutter oder mit meinen Kindern zu tun haben. Meine Mutter schied aus. Es hatte mit meiner fast 2-jährigen Tochter zu tun. Sie ist ein Goldstück und ich liebe sie über alles, aber zu dieser Zeit hat sie mich an den Rand der Verzweiflung gebracht.

Ich bin ein extrem geduldiger Mensch, versuche mich immer in diesen kleinen Menschen reinzuversetzen, zeige Verständnis für alle möglichen Dinge, aber ich war an einen Punkt angelangt, wo ich langsam mit meinem Latein am Ende war. Es waren ihre Aggressionen, die mich mit der Zeit so wütend machten. Aber ich riss mich zusammen. Ich biss mir buchstäblich auf die Zähne. Und es lässt sich nicht treffender formulieren: Es war ein Konflikt, des nicht Zubeißen/ Zermalmen dürfens. Der Zahnschmelz baute sich ab und meine Backenzähne wurden so fürchterlich empfindlich.

Etwa 2 Wochen später traf ich zufällig einen befreundeten Zahnarzt. Er kennt die Germanische, will aber nichts von ihr wissen, da er befürchtet, sein ganzes Weltbild umkrämpeln zu müssen. Dann könne er auch seine Praxis dicht machen. Ich schilderte ihm meine Beschwerden und sagte ihm, dass ich vermutlich zwischen den Backenzähnen einen Zahnschmelzdefekt habe. Ich wollte gerne ein Röntgenbild machen lassen und schloss mit ihm eine Wette ab: Egal, was auf dem Röntgenbild zu sehen ist, ich krieg das alleine wieder hin, ohne dass er irgendetwas machen muss. Wir besiegelten die Wette mit einem Handschlag und 2 Wochen später hatte ich den Termin bei ihm.

Mittlerweile waren die Zahnschmerzen weg, was er nicht ganz glauben konnte und bließ mit kalter Luft an eben jene Stellen, die noch vor ein paar Wochen so empfindlich waren. Ich spürte die kalte Luft, aber ich sprang ihm vor Schmerzen nicht an die Decke. Das Röntgenbild war tadellos. Das einzigste, was es zu bemängeln gab, waren freiliegende Zahnhälse bei einigen Zähnen auf beiden Seiten, oben wie unten. Im Röntgenbild sieht man allerdings, dass alle Zähne mit freiliegendem Zahnhals ganz fest im Kieferknochen verankert sind, d.h. keine Osteolysen im Kiefer. Die freiliegenden Zahnhälse ohne Kieferknochenosteolyse schiebt er auf evtl. Zähneknirschen/ -pressen, wobei irgendetwas kaputt geht und sich verschiebt…naja, so ganz kapiert hab ich die Erklärung nicht, aber da würde mich deine Meinung interessieren, Helmut. Ist das vielleicht doch eine mechanische Angelegenheit?

Jedenfalls waren meine linken, unteren Backenzähne nicht mehr empfindlich und auf dem Röntgenbild war nichts zu erkennen bzgl. Zahnschmelzdefekt oder Ähnliches. Ich hatte diesen Beißkonflikt also gelöst.

Zwischen der Wette und dem Termin lagen etwa 2 Wochen. In diesen 2 Wochen fiel mir ein Buch in die Hände, das sich mit Aggressionen bei kleinen Kindern auseinander setzt und noch etliche andere Themen behandelt. Ich möchte nur kurz umreißen, was mein Zubeißkonflikt wirklich war und wie ich ihn lösen konnte:

Hauptsächlich hat es mich vollkommen fertig gemacht, wenn meine Tochter ihren Rappel gekriegt hat und in einem Frustrationsmoment nach mir oder nach ihrem Papa geschlagen hat. Ich bin draufgekommen, dass es eigentlich nicht das Schlagen an sich war, denn ich konnte in den meisten Fällen verstehen, warum sie so frustiert war. Es war meine Panik davor, dass andere Leute, die das vielleicht mitkriegen könnten, solche Sprüche bringen wie: „Zu unserer Zeit hat´s a Pflichtwatschn gebn„, oder „So was muss man gleich unterbinden, sonst tanzen sie einem auf der Nase rum“ oder „A ordentliche Tracht Prügel hat noch niemand gschadet“.

Kurzum, ich wollte die Aggressionen meiner Tochter unterbinden, weil ich – blöd wie ich war – Angst hatte vor der Reaktion anderer Menschen, die einem – sorry – scheißegal sein können und müssen. Ich habe mit meiner Tochter meinen Frieden gemacht. Wenn sie aggressiv wurde und um sich schlug, hat das bisher immer einen Grund gehabt und sie darf das auch ausleben, solange sie niemanden verletzt. Wenn sich alles wieder beruhigt hat, finden wir eine Lösung und gut. Seitdem hat sich das Problem mit der Aggression in Wohlgefallen aufgelöst. Und meine Zahnschmerzen auch.

Viele liebe Grüße

Sarah


Anmerkung von HPilhar

Wieder ein genialer Bericht von Sarah! Oft meint man den Konflikt gefunden zu haben, beispielsweise das um sich schlagende Kind. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Wenn das Kind um sich schlägt und niemand sonst dabei ist, sieht man darüber hinweg. Man weiß ja auch meist, warum das Kind jetzt tobt. Der wirkliche Konflikt war aber offenbar, als eine andere Person anwesend war. Das war das Konfliktive für die Mutter. Hierbei hätte sie am liebsten ihr Kind „gebissen“, um es zur Ruhe zu bringen.

Wäre im Moment als das Kind um sich schlug, niemand anderer anwesend gewesen, hätte Sarah auch keinen Konflikt erlitten. 

Seht Ihr, liebe Studierende, wie wichtig es ist, genau in diesen konfliktiven Moment (DHS) hineinzufinden?! Das DHS ist Dreh- und Angelpunkt in der Germanischen Heilkunde.

Der Konflikt heißt also in diesem speziellen Fall „nicht sein Kind beißen dürfen in der Gegenwart anderer“.

Somit muss man weniger die Einstellung zum schlagenden Kind ändern, sondern die Einstellung anderen gegenüber, um diesen Konflikt lösen zu können.

„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!“, sagte Dr. Hamer immer. „Scheiß egal, was andere denken!“, ist hierfür die Lösung.

Mit einer Verletzung durch Zähneknirschen kann ein Schmelzdefekt an den Zahnhälsen nicht plausibel erklärt werden. Hierbei müßte der Schmelzdefekt doch an den Beißflächen des Zahnes in Erscheinung treten.

Tja, es tut mir leid für die Zahnärzte. Sie können vielleicht Trost darin finden, dass auch die Dermatologen, Urologen, Neurologen usw. ebenfalls zu den aussterbenden „Spezialisten“ zählen. Die Menschen beginnen zu verstehen wie ihr Körper funktioniert und benötigen hierfür keinen „Priester“ mehr …

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