Von Richard Hofer
MÜNCHEN – Nach einem wochenlangen erbitterten Streit der Familie mit den Behörden ist das leukämiekranke Mädchen Katharina nach Deutschland zurückgekehrt. Zusammen mit ihrem Vater und ihrer Oma traf das dreijährige Kind am Dienstag in München ein.
Katharina konnte in den Vereinigten Staaten nur untersucht, aber nicht behandelt werden, weil nach Darstellung der Eltern die Ärzte der Ulmer Universitätskinderklinik die medizinischen Unterlagen nicht herausgegeben hatten. Der 36jährige Elektromeister Alban Scharpf aus Markt Rettenbach bei Memmingen hatte seine Tochter nach eigenen Angaben in die weltberühmte Mayo-Klinik in Rochester in den USA gebracht, damit sie sich nicht einer Chemotherapie unterziehen mußte.
Hintergrund der „Flucht“ von Vater und Tochter nach Amerika war die Aberkennung des Sorgerechts der Eltern durch das Vormundschaftsgericht Memmingen gewesen, weil das Ehepaar sich geweigert hatte, sein Kind in Deutschland einer Krebsbehandlung zu unterziehen. Erst nachdem das Gericht eingelenkt und den Eltern das Sorgerecht wieder übertragen hatte, entschloß sich Scharpf zur Rückkehr.
Alban Scharpf und seine Frau richteten scharfe Angriffe gegen die Justiz und die Ärzte in der Bundesrepublik. „Es kann doch nicht angehen, daß der Anruf eines Professors bei Gericht zu einer Entmündigung genügt“, kommentierte er die zeitweilige Aberkennung des Sorgerechts auf Antrag der Ärzte. „Es sieht so aus, als ob ich gegen die Chemotherapie kämpfen würde. Dabei will ich nur das Recht auf freie Arztwahl und auf Auswahl der Behandlungsmethoden“, sagte der Elektromeister vor den Journalisten. In Tübingen sei im übrigen festgestellt worden, daß bei Katharina derzeit kein Blutkrebs mehr vorliege. Deshalb sei auch eine Chemotherapie mit der Verabreichung von Zytostatika nicht mehr nötig. Die Folgen der Chemotherapie werde Katharina wohl erst nach längerer Zeit überwinden. Das Kind habe infolge dieser Art der Krebsbehandlung schwere körperliche und seelische Schäden davongetragen, sagte die Mutter.
Albin Scharpf kündigte an, daß noch in dieser Woche zwei Ärztinnen und ein Arzt die Behandlung von Katharina an einem Ort im schwäbischen Raum wiederaufnehmen wollen.