Muß Olivia sterben? Ihr Tumor ist kindskopfgroß

Jetzt hat sich Gesundheitsministerium eingeschalten: Rettung?

WIENER NEUSTADT – Erschütternde Bilder gingen in der vergangene Woche von der 6jährigen Olivia durch deutsche TV-Sender. Der Tumor hat den Bauch des Mädchens aufgeschwemmt

Vorsichtig hebt Erika Pilhar ihre Tochter ins Bett. Das Mädchen wimmert vor Schmerzen. Ihr Bauch ist groß und rund, wie der einer schwangeren Frau. „Liebe Leber, werde wieder gut“, flüstert die Mutter, indem sie den aufgedunsenen Bauch ihrer Tochter einsalbt.


Wettlauf mit dem Tod

Diese erschütternden Szenen waren vergangenen Sonntag Abend im deutschen Sender RTL zu sehen. Primar Olaf Arne Jürgenssen, mit den Aufnahmen konfrontiert, ist zutiefst erschüttert: „Der Tumor ist kindskopfgroß. Wenn nichts unternommen wird, hat Olivia nur mehr wenige Tage zu leben.“ Der Mediziner versucht alles, um diese schreckliche Version abzuwenden. Mit einem offenen Brief (siehe Kasten daneben) will er die Eltern erreichen.

Doch die vertrauen nach wie vor dem deutschen Guru, Ryke Geerd Hamer. Und sie sind nach wie vor auf der Flucht. Der Großvater von Olivia, Johann Schilcher aus Maiersdorf, mit tränenerstickter Stimme: „Seit einer Woche habe sich unsere Kinder nicht mehr gemeldet. Ich möchte Olivia nur noch einmal sehen.“ Seine Frau Maria ist optimistischer: „Sie werden sich schon wieder melden, ich bin überzeugt, daß es wieder werden wird.“

Bei weiterer Nichtbehandlung befürchtet auch der Chef des St. Anna Kinderspitals in Wien, Primar Gadner, den baldigen Tod von Olivia. Er berichtete, daß in den vergangenen Jahren vier Kinder von ihren Eltern aus seinem Spital geholt und in Hamers Behandlung gegeben wurden. Alle vier Kinder starben.

Auch Bezirksvorsteher Dr. Rudolf Masicek zeigt sich erschüttert: „Daß der Tumor so rasant wächst, hat niemand gewusst. Auf diesbezügliche Fragen haben die Ärzte nicht antworten können, weil ja noch niemand dabei zugeschaut hat.“

Das Ehepaar Pilhar, das sich zurzeit am Bodensee aufhalten soll, ist zur Aufenthaltsermittlung ausgeschrieben. Nun hat sich in dieser Causa auch Gesundheitsministerin Christa Krammer eingeschalten. Wo Olivia derzeit ist, weiß man aber auch im Ministerium nicht. Pressesprecherin Brigitte Felsiger zur NÖN: „Wir können in diesem Fall nichts anderes tun, als mittels Medien an die Eltern zu appellieren.“

Gesehen und getroffen haben sich viele TV-Sender in letzter Zeit mit dem Ehepaar und Olivia. Hautnah wird vom Leiden und Sterben Olivias berichtet. Dieses „Reality-TV“ verurteilt Primar Jürgenssen aufs schärfste. „Da werden zig Kameras und Beleuchtungsgeräte aufgestellt und keiner reagiert. Alle Medien finden das Kind, nur nicht die Polizei“, ärgert sich der Arzt und sagt: „Olivia stirbt und halb Europa schaut zu.“

Sonja Pucher


Am Telefon

Dr. Madeleine Petrovic, die Bundesgeschäftsführerin der Grünen, hatte in dem Fall Olivia mit einer parlamentarischen Anfrage reagiert. Was ihr den Vorwurf von Dr. Jürgenssen einbrachte, sie helfe damit Dr. Hamer. Ihre Reaktion:

„Ich finde es bedauerlich, was in diesem Fall passiert. Alle hängen am Telefon, um es wieder in geordnete Bahnen zu lenken. Nichts ist so wichtig als das Kind.“

Die Vorwürfe von Primar Jürgenssen läßt sie nicht gelten: „Es soll endlich mit den Schuldzuweisungen aufhören.“ Sie habe auch früher immer wieder Anfragen bezüglich der Schulmedizin gestellt, aber nie klare Antworten erhalten.

Selbst hatte sie bis vor kurzem noch Kontakt mit dem Vater von Olivia. Ihr Vorwurf an den Primar:

„Offensichtlich wurde bei den ersten Gesprächen, nicht die richtige Sprache gefunden, um die Leute zu erreichen.“ Und: „Die Frage des Vertrauens ist keine wissenschaftliche Kategorie.“

Anerkennung zollt sie hingegen der Staatsanwaltschaft Wr.Neustadt, die bis zur Grenze des rechtlich Möglichen vorgestoßen war, um eine menschliche Lösung für die krebskranke Olivia zu finden.


Offener Brief an Olivias Eltern.

Der zutiefst verzweifelte Primar Olaf Arne Jürgenssen richtet an die Eltern von Olivia diesen Brief.

„Liebe Eltern Pilhar!“ Ich habe gehofft über „Help TV“ Herrn Hamers Position so weit erschüttern zu können, daß Sie nachdenklich werden. Das war offenbar eine Illusion. Dennoch möchte ich es noch einmal versuchen; denn seit ich Olivia letzten Dienstag in der Ankündigung von Pro 7 gesehen habe, weiß ich, daß wir nicht mehr viel Zeit haben.

Bitte hören Sie nicht auf diesen Brief zu lesen, sondern folgen Sie mir nur kurz folgender Überlegung:

Angenommen, daß diese „Schwellung“, die den kleinen Körper ihrer Tochter zu sprengen scheint, ihr Schmerzen bereitet und offensichtlich auch bereits Blutverluste durch Blutungen in den Tumor hinein, dann stirbt Ihre Tochter momentan vor Ihren Augen. Angenommen, daß diese ganze „Neue Medizin“ eine Chimäre ist – immerhin gibt es darin keinen Herzinfarkt, keine Infektionskrankheiten, kein AIDS, überhaupt nichts, worauf die gesamte Heilkunde seit Jahrtausenden aufgebaut ist – angenommen also, daß Herr Hamer irren könnte, dann wäre diese gewaltige Masse, die sich unter der dünnen Bauchhaut Ihrer Tochter verbirgt, vielleicht doch nur Tumorgewebe und keine Leberschwellung …

Und glauben Sie wirklich, daß es einen „Verhungerungskonflikt“ gibt, nur weil die eine Großmutter schlechter kocht als die andere? Millionen Großmütter dürften dann nicht mehr wagen, ihre Enkelkinder zu füttern.

… Liebe Eltern Pilhar! Rufen Sie mich doch an und reden Sie mit mir. Es ist spät, sehr spät, aber vielleicht doch nicht zu spät. Tun Sie doch etwas und laufen Sie nicht mehr davon – bitte, Ihrer Tochter zuliebe.

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