Körperverletzung: Vier Jahre nach dem spektakulären „Fall Olivia“ muß sich der deutsche Wunderheiler vor einem Gericht verantworten

Von Doris Piringer

Lange hat es gebraucht, doch jetzt ist es fix: Der deutsche „Wunderheiler“ Geerd Ryke Hamer muß sich wegen des Falles Olivia vor einem Kölner Gericht verantworten. Gestern wurde die Anklage wegen fahrlässiger Körperverletzung und wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz von der Staatsanwaltschaft Köln eingebracht, ein Prozeßtermin steht noch nicht fest.

Im Sommer 1995 hat der „Fall Olivia“ europaweit Aufsehen erregt. Die damals sechsjährige Olivia Pilhar war am Krebs erkrankt, doch verweigerten ihre Eltern eine schulmedizinische Behandlung. Geerd Ryke Hamer galt als „Berater“ der Familie, er lehnte chemotherapeutische Maßnahmen strikt ab. Nach einer aufsehenerregenden Flucht nach Spanien gelang es doch, die Eltern zu einer Rückkehr nach Österreich zu bewegen. Buchstäblich im letzten Augenblick – der Tumor war bereits auf mehrere Kilo angewachsen – wurde Olivia in einem Wiener Krankenhaus operiert. Sie gilt heute als geheilt. Ihre Eltern wurden zu bedingten Haftstrafen verurteilt.

Die Justiz nahm auch Hamer ins Visier: Bereits vor zwölf Jahren war ihm die Berufserlaubnis als Arzt in Deutschland aberkannt worden, doch das hinderte Hamer nicht daran, in ganz Europa krebskranke Menschen zu „behandeln“. Im Vorjahr wurde der 63jährige deshalb in Köln zu 19 Monaten Haft verurteilt. Der „Fall Olivia“ wurde ausgeschieden und kommt erst jetzt nach zahlreichen gerichtsmedizinischen Untersuchungen vor Gericht.

Der Sprecher des Kölner Gerichts, Georg Schwitanski, konnte gestern gegenüber der Kleinen Zeitung noch nicht sagen, ob auch Olivia als Zeugin aussagen muß, das wird der vorsitzende Richter entscheiden. Ihre Eltern werden auf jeden Fall als Zeugen geladen.

Anmerkung von H. Pilhar

Die Kleine Zeitung läßt einfach mal den Doktortitel weg (gehört zum Namen).

Es war nie zu einer Anklage von Dr. Hamer wegen Olivia gekommen. 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.