Der „Fall Olivia“ wird schon bald ein zweites gerichtliches Nachspiel haben: „Wunderheiler“ Ryke Geerd Hamer, der das Mädchen behandelte, muß in seiner Heimatstadt Köln deswegen erneut vor den Richter.

Köln. Der Leidensweg der damals sechsjährigen Olivia Pilhar hatte im Sommer 1995 ganz Europa bewegt: Weil die Eltern der krebskranken Niederösterreicherin dem selbsternannten Wunderheiler Ryke Geerd Hamer vertrauten, flohen sie mit ihrer Tochter bis nach Spanien, ehe sie auf Interventionen von höchster Stelle zurück nach Österreich kamen. Olivia gilt als geheilt, seit sie sich gegen den Willen ihrer Eltern einer Chemotherapie im Wiener AKH unterzog.

19 Monate Haft

Das Ehepaar wurde wegen fahrlässiger Körperverletzung zu jeweils acht Monaten bedingt verurteilt. Ryke Geerd Hamer, dem bereits vor zwölf Jahren die Approbation entzogen worden war, wurde im Vorjahr wegen anderer Fälle – zwei seiner Patienten starben qualvoll während der Behandlung – in Köln zu 19 Monaten Haft verurteilt, ist aber inzwischen wieder auf freiem Fuß. Gestern gab die Kölner Staatsanwaltschaft bekannt, daß sich der 63jährige wieder vor einem Schöffengericht in seiner Heimatstadt verantworten muß: Die Anklage in der Causa Pilhar ist fertig, der genaue Prozeßtermin steht noch nicht fest. Ob das Mädchen als Zeugin gehört werde, stehe noch nicht fest, erklärte der Sprecher des Kölner Amtsgerichts, Georg Schwitanski. Die Eltern, die nach wie vor als Anhänger von Hamers Theorien gelten, werden als Zeugen allerdings unverzichtbar sein. Der Prozeß wird deswegen in Köln stattfinden, weil sich Hamer vehement weigert, nach Österreich zu kommen. Eine Auslieferung für den Prozeß ist nicht möglich.

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