Vater von Olivia kündigt Gegnern einen „Nürnberger Prozess“ an

Von Bernhard Ozlsberger

Unvergessen ist die Geschichte von Olivia Pilhar aus Maiersdorf. Im Mai 1995 wurde bei dem Silvesterkind (geboren am 31. Dezember 1989) Krebs diagnostiziert. Die Eltern, Erika und Helmut Pilhar, misstrauten sämtlichen Ärzten und setzten auf den Rat von Dr. Ryke Geerd Hamer. Der Erfinder der “Neuen Medizin” empfahl den Eltern, bei Olivia keine Operation und Chemotherapie zuzulassen. Denn: Krebs könne man nicht behandeln, Krebs müsse sich selbst heilen. Hamers Analyse: Ein “Verweigerungskonflikt” von Olivia, weil die Mutter nicht mehr kochte und die Oma nur Schnitzel briet.

Die weitere dramatische Geschichte ist bekannt: Die Pilhars flüchteten zu Wunderheiler Hamer nach Spanien, wo sie von der Interpol verhaftet wurden. Olivia wurde nach Österreich gebracht, das Bild vom Spitalsbett ging um die Welt. Nach Ansicht der Ärzte hat sie nur deshalb überlebt, weil man rasch eine Chemotherapie durchführte. Nach Ansicht der Pilhars hätten die Ärzte Olivia fast umgebracht.

Groteskes Weltbild

Was ist seither passiert? Den Pilhars wurden zwei weitere Kinder geboren. Vater Helmut Pilhar fand eine neue Berufung: Den Kampf für Hamer und der “Neuen Medizin”. Der 38-Jährige verfasst Bücher und Schriften, hält Vorträge im ganzen deutschsprachigen Raum. In Wien führt einen Stammtisch der Anhänger der “Neuen Medizin”. Inzwischen geht es aber nicht nur um die bedenklichen Methoden der “Neuen Medizin” des Wunderheilers Hamer, sondern um ein groteskes Weltbild. Pilhar ortet in seinen Schriften eine “Weltherrschaft der Loge”, die auch gegen Hamer und seine Thesen vorgeht. Seine Verschwörungstheorie umfasst alle seine Gegner: Ärzte, Behörden, Politiker und Journalisten.

Unter Beobachtung

Die Aktivitäten Pilhars sind vor allem in Deutschland spürbar. Dort schreibt der Maiersdorfer Eingabe um Eingabe an Gericht und Behörden. Seine Vorträge finden vor vollen Häusern statt. Nach einem Krebs-Tot eines jungen Mannes vor zwei Jahren, der sich auf die “Neue Medizin” berief, ermitteln die Kriminalisten. Die Staatsanwaltschaft Köln beobachtet seither Pilhar, kann aber nichts gegen ihn unternehmen, solange er nur seine fragwürdigen Vorträge hält. Meinungsfreiheit. Gegen Hamer, der noch immer in Spanien lebt, wird aber intensiv ermittelt.

In einem E-Mail an das Bezirksblatt (siehe Artikel) kündigt Pilhar einen “Nürnberger Prozess” gegen seine Gegner an. Dazu gehören auch u.a. Neustadts Kinderprimar Olaf Arne Jürgenssen und Bezirkshauptmann Heinz Zimper, der 1996 das Jugendamt im Fall “Pilhar” vertrat. Eine schlimme Drohung.

Helmut Pilhar ist viel unterwegs – vor allem in Deutschland, in Maiersdorf ist er kaum zu erreichen. Auf seiner Homepage www.pilhar.com finden sich zwar Seitenweise Dokumente und Daten. Entscheidende Fragen werden hier aber nicht beantwortet. Das Bezirksblatt bat deshalb Pilhar um ein Interview.

Hier seine Antwort:

“Wie sie sicherlich wissen, gebe ich aufgrund meiner Erfahrungen mit den Medien kaum noch Interviews. Mit dem Gutachten von Prof. Niemitz (Hochschule Leipzig) vom 18.8.2003 hat sich die Lage insofern geändert, dass nunmehr jeder, der des Lesens und Denkens fähig ist, weiß, dass die Schulmedizin (Notfallsmedizin, OP usw. ausgenommen) falsch sein muss, da “unwissenschaftlich”, die Neue Medizin dagegen richtig ist, da “wissenschaftlich”.

Wir, die Eltern von Olivia, lehnen uns mit Genugtuung zurück und freuen uns der Dinge, die nun kommen werden. Vor Jahren habe ich die Ärzte, Journalisten, Richter und Behörden auch in Wr. Neustadt davor gewarnt, dass eine Art “Nürnberger Prozess” auf sie zurollen wird. Ich denke, der Tag rückt näher und näher.”

Wie diese Prozess-Drohung und der heftige Vergleich mit Nazi-Verbrecher zu verstehen sei, wollte Pilhar nicht beantworten.

Anmerkung von H. Pilhar

Dieses „Interview“ kam folgendermaßen zustande;

Anfang September fand ich per Email eine Anfrage für ein Interview dieses Herrn Artikelschreibers, Herrn Ozlsberger, in meinem Postfach vor. Mit dem Gutachten von Prof. Niemitz in der Tasche überlegte ich, ob ich dieses Risiko nicht doch eingehen sollte. Als Antwort schrieb ich obige Zeilen zurück, beharrte aber auch darauf, dass mir das Interview zur Autorisierung vorgelegt werden müsse (diese Textpassage ist in der obigen Version von Herrn Ozlsberger einfach weggelassen worden).

Herr Ozlsberger war damit einverstanden, wie er mir mit den Fragen zusammen zurückschrieb.

Allerdings mußte ich kurzfristig abreisen (um Vorträge zu halten) und kam deshalb nicht mehr zur Beantwortung der mir gestellten Fragen. Ein paar Tage später war dieser Artikel auf der Titelseite dieser vollkommen neuen Zeitung, die gratis an jeden Haushalt im Bezirk verteilt wird. Ohne meine Antwort abzuwarten, verwendete Herr Ozlsberger jene Zeilen von mir, die eigentlich für das Interview gar nicht vorgesehen waren bzw. im Vorfeld zur Abklärung geschrieben wurden.

Sich darüber zu ärgern hat wenig Sinn. Die Fronten sind klar. Und dieser „Nürnberger Prozeß“ kommt, auch für die Journalisten des Schlages Ozlsberger.

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