Arbeitsamt:

Bis jetzt wurden mir Stellenausschreibungen gegeben, die bereits inaktuell waren. Die Sachbearbeiterin erklärte mir unumwunden, dass man mich nicht bis Herbst nächsten Jahres durchbringen werde und ich bald mit minderqualifizierten Arbeiten vorliebnehmen müsse. Kurz erwähnte ich meine Absicht, mich selbständig zu machen, und sie empfahl mir, bei der Handelskammer vorzusprechen.

Als ich mir den Ausdruck einer neuen Stellenbeschreibung abgeholt hatte, traf ich Richter Masizek.

Treffen Richter Masizek:

Verwundert fragte er, was ich hier suche. Was sucht man wohl als Arbeitsloser auf dem Arbeitsamt? Ob meine Frau diesen Nachmittag in der Klinik sei, wollte er wissen und erklärte, dass wir für den Zeitraum über Weihnachten und Neujahr, wenn Olivia zu Hause sein könne, unseren Reisepass abgeben müssten.

Mein Rechtsanwalt werde heute sowieso bei der im AKH stattfindenden Konferenz anwesend sein, und dann könne dies ja näher besprochen werden, gab ich zu verstehen.

Es war schon interessant, dass man nun unseren Reisepass haben wollte, wo dies doch unser eigener Vorschlag war, der damals aber höhnisch abgelehnt wurde!

Weiters beklagte sich Richter Masizek über ein Fax von Dr. Hamer, worin sämtliche mit Richter Masizek und mir besprochenen Punkte erwähnt wurden. Dies hatte ihm nicht gefallen. Er meinte, uns in jedem Punkte entgegenkommen zu wollen, wir aber würden derart sein Vertrauen missbrauchen. Er müsse die Verantwortung tragen, und es rechtfertigen, dass er uns Olivia mit nach Hause gäbe, bekomme aber immer wieder Schwierigkeiten, weil wir nicht gehorsam seien und nicht von weiteren Interviews Abstand nähmen.

Zum zweiten Mal erwähnte Richter Masizek, dass er Schwierigkeiten bekomme. Ich muss wirklich die Frage in den Raum stellen: Ja, von wem kann ein unabhängiger Richter in Österreich wohl Schwierigkeiten bekommen?


Gegen 12:00 Uhr holte ich Erika und Olivia vom Bahnhof Wr. Neustadt ab. Olivia war quietschvergnügt.

Um 14:30 Uhr kam ein Kamerateam mit Frau Pichler. Das von mir aufgenommene Interview sollte in der „ard“ ausgestrahlt werden. Frau Pichler versprach, mich noch über den Sendetermin rechtzeitig zu informieren.

Später kam Silvia, die in Winzendorf zu tun gehabt hatte, und brachte Erika und Olivia wieder zurück ins AKH. Silvia erwähnte kurz, dass Sonja, unsere Schwester, ebenfalls große Schwierigkeiten wegen ihres Sorgerechts mit ihrem Sohn, dem kleinen Erik, bekommen hatte. Eigentlich wollte ich damit genauso wenig zu tun haben wie Sonja mit mir zu tun haben wollte.

Telefonat mit Herrn Puschler:

Er bat um eine Dreherlaubnis bei uns kommenden Freitag, den 22.12.95 für „rtl“. Später am Abend rief er nochmals an und erzählte mir den letzten Stand der vom AKH offiziell mitgeteilten Ergebnisse der heutigen Konferenz. Dass Olivia über Weihnachten und Neujahr nach Hause dürfe, wusste ich aber bereits.

Telefonat mit meiner Schwester Sonja:

Sie erzählte mir weinend ihre Sorgen und bat mich, ihr zu helfen. Ich konnte ihr lediglich versprechen, mich wegen eines Rechtsanwaltes umzusehen.

Es war grotesk. Zuerst wurde ich vor Wochen von ihr beschimpft und mit Medienaktionen ihrerseits gegen mich bedroht, und nun bat sie mich um Hilfe.

Über meine eigene Familie konnte ich nur den Kopf schütteln.

Telefonat mit Mag. Rebasso:

Lustig war, dass das AKH seiner Kanzlei mitteilte, dass er bei der heutigen Konferenz doch nicht dabei sein dürfe. Herr Rebasso war aber nicht in der Kanzlei anwesend, erfuhr daher nichts von diesem Rückzieher, der sicherlich von Richter Masizek veranlasst worden war und ließ sich auch nicht von seinem Vorhaben, im AKH bei der Konferenz dabei zu sein, abbringen. Allerdings musste er eine geraume Zeit warten, bis er in die begonnene Konferenz reingebeten wurde.

Anwesend waren Richter Masizek, Hofrat Marady, Prof. Dr. Urbanek, Frau Dr. Slavc und „Oberonki“ Gadner.

Herr Rebasso hatte den Eindruck, dass Richter Masizek und Hofrat Marady unterwürfig vor den Ärzten auf dem Bauch lagen.

Olivia dürfe vom 23. bis am Morgen des 25.12 sowie am 31.12 bis 1.1. und 6.1. bis 8.1.96 bei uns zu Hause bleiben. Dafür müssten wir aber unsere Reisepässe abliefern. Dies würde uns in einem Schreiben mitgeteilt werden, das ich auch morgen auf der BH zu unterschreiben hätte.

Olivia ist aber nur in Erikas Reisepass eingetragen. Nachforschungen des Herrn Hofrat Marady, meinen Reisepass betreffend, waren erfolglos geblieben. Er konnte nicht herausfinden, wo dieser ausgestellt worden war. Herr Rebasso empfahl vorerst, beide Pässe abzugeben und für später würde sicherlich Erikas Pass genügen.

Ein Einblick in die Krankengeschichte soll uns so rasch als möglich gewährt werden. Viel diskutiert wurde auch über den geplanten Film. Lustigerweise machten sich die Ärzte des AKH dieselben Sorgen verrissen zu werden, wie wir es taten.

Interessant war auch, dass Prof. Dr. Urbanek bisher gegenüber Mag. Rebasso immer von einem CT-Termin um die Weihnachtszeit gesprochen hatte. Jetzt aber korrigierte er diesen CT-Termin auf Ende März, also wirklich am Ende der Chemopseudotherapie.


In den Nachrichten wurde gemeldet, dass Olivia über Weihnachten und Neujahr nach Hause dürfe.

Diese Meldung war eine Überlegung wert. Olivia war ja schon oft bei uns zu Hause gewesen und darüber existierten ja bereits veröffentlichte Bilder in Tageszeitungen. Jetzt wurde es vom „orf“ so gebracht, als wäre es das erste Mal möglich, Olivia uns Eltern zu überlassen. Ich fragte mich, ob sich nicht „orf“ und die Leute, die hinter dieser Organisation stehen, lächerlich machen, so spät mit dieser Information rauszukommen.

Die Antwort erhielt ich kurze Zeit später. Zwei Bekannte riefen aufgrund dieser Nachrichtensendung an und vergewisserten sich, ob diese Meldung auch stimme. Sie hatten die Tageszeitung „täglich alles“ nicht gelesen.

So einfach war das. Objektiv betrachtet, hat ein jedes Medium eine gewisse Reichweite. So kann nun eine Milchmädchenrechnung folgendes Ergebnis bringen: Die Information dieser Tageszeitung hat z.B. 500.000 Leser erreicht. Im Gegensatz dazu hat der Rundfunk eine viel größere Reichweite, z.B. 3.000.000 Hörer. So ergibt sich ein Verhältnis 1 zu 6, also lediglich 16-17% der Bevölkerung wissen über den tatsächlichen Hergang Bescheid.

Sicherlich hat dieser Umstand, dass Olivia bereits oftmals vor Weihnachten nach Hause durfte, keine wesentliche Bedeutung. Dieses Beispiel zeigt aber, wie mit dem Werkzeug „Medien“ umgegangen werden kann.

Telefonat mit Dr. Hamer:

Klüger wäre es, mit meinem Tagebuch „Farbe zu bekennen“. Damit meinte er, dass sein Verlag es verlegen sollte. Außerdem möchte er einen medizinischen Teil zum Fall „Olivia“ herausgeben, und dieser würde sicher von seinem Verlag gedruckt werden.

Selbst dann, wenn wir das Buch anderswo verlegen lassen sollten, erklärte er sich bereit, uns finanziell zu unterstützen, damit wir finanziell unabhängig sein könnten. Allerdings hätte er ja einen Vertrieb in Deutschland und Österreich und für den Vertrieb des Tagebuchs könne noch jemand zusätzlich engagiert werden.

Dr. Hamer hatte Recht. Wenn ich nun das Tagebuch bei einem anderen Verlag verlegen würde, wären zwei Nachteile gegeben. Erstens, die Möglichkeit, dass ein wesentlicher Inhalt des Buches gefälscht wiedergegeben werden konnte, und zweitens, dass es dann den Anschein hätte, wir würden uns von Dr. Hamer distanzieren. Der unbestrittene Vorteil eines etablierten Verlages wäre aber der, dass eine professionelle Vermarktung und ein funktionierender Vertrieb garantiert wäre. Was war mir wesentlich? Wesentlich war mir, die Information über die Richtigkeit der Neuen Medizin unter die Bevölkerung zu bringen. Dazu war ich direkt gezwungen, diesen Schachzug, also die Wahl seines Verlages, zu treffen. Es besteht sicher ein großes Interesse in der Bevölkerung, mein Tagebuch betreffend. Es würde sicherlich gekauft werden. So konnte ich dieses Ziel erreichen, dass Dr. Hamer darin direkt und unverfälscht zu Wort kommen kann.

Liste mit allen Tagebucheinträge, chronologisch sortiert, aufrufen

Olivas tagebuch als PDF-Datei

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