AKH:

Frau Dr. Slavc konnte der Bitte Erikas, mit der Chemo so lange zu pausieren, bis Olivia wieder bei Kräften sei, nicht entsprechen. Sie erklärte, dass derzeit nach dem Chemoprotokoll für das Stadium II vorgegangen werde, und dass die Chemodosen vor und nach der Operation bereits um die Hälfte reduziert wurden. Diese Reduktion hätte allein sie zu verantworten und tat dies aus der Überlegung, Olivias spastische Lähmung nicht noch weiter zu verschlimmern. Es sei aber anzunehmen, dass in Olivias Körper noch um die 10 Millionen Krebszellen umher schwömmen, denen man nun den Garaus machen müsse. Auf weitere Bestrahlung könne verzichtet werden, da bei der Operation festgestellt worden sei, dass der Tumor nicht mit anderen Organen verwachsen war, eine feste Kapsel hatte und nur mehr aus 10-35% lebender Krebszellen bestand.

Die Chemo selbst setze sich aus drei Präparaten zusammen, welche in einem Rastersystem (Chemoprotokoll) verabreicht würden. Derzeit wären die Befunde über das Blutbild und die Kreatininwerte in Ordnung.

Allerdings sei Olivias Herzmuskel vergrößert. Dies wurde dadurch erklärt, dass der „Riesentumor“ durchblutet werden musste. Diesbezüglich müsste noch ein Herzspezialist befragt werden, wie die Werte zu interpretieren seien.

Olivia hatte um die 20,8 kg. Frau Dr. Slavc gab Order, dass Olivias Gewicht niemals mehr unter 21 kg fallen dürfe. Wenn Olivia um die 25 kg Gewicht habe, wieder normal essen und gehen könne, könnte sie, medizinisch gesehen, stationär entlassen werden. Vielleicht wäre es in 7 Wochen so weit. Die Ärztin meinte wegen der Lähmungserscheinungen noch, dass vielmehr als die Chemo das ständige Liegen die Schuld trage.

Während der Ausführungen der Dozentin gelang es mir wirklich, den Mund zu halten. Aber ich prägte mir natürlich so viele Aussagen wie möglich ein.

Olivia begleitete mich noch zum Aufzug. Natürlich schritt ihr sogleich ein argwöhnischer Sicherheitsbeamter nach.

tagebuch olivia foto 04

8.10.1995:

Olivia mit Magensonde

Telefonat mit Sigrun:

Sie erklärte sich bereit, als Pressereferentin für uns aufzutreten. Für kommenden Vormittag vereinbarten wir ein Treffen.

Telefonat mit Frau Taube, „bild“-Zeitung:

Sie wollten unbedingt von Olivia gemalte Bilder veröffentlichen.

Telefonat mit einem Freund aus Deutschland:

Schon öfter hatte er mit uns Kontakt aufgenommen. Diesmal erzählte er ein bisschen mehr über sich selbst. Er war um die 72 Jahre und vor 3 Jahren war ihm seine Frau verstorben. Zur Zeit meditierte er über einem Foto von Olivia, welches ihm zugeschickt worden war. Der alte Mann war Geistheiler und hatte bereits viele Messen für Olivia lesen lassen. Zum Schluss des Gespräches segnete er mich noch.

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