Ein Tierarzt schreibt …

Zum Einzug in Ströhen kam unser Nachbar mit dem Trecker mit Frontlader auf den Hof gefahren, beladen mit einer Holzkiste. Darin befand sich ein niedliches Ferkel mit Frischlingszeichnung und einer mit Herzen dekorierten Schleife um den Hals. Wir nahmen das Geschenk mit großer Freude entgegen und tauften es nach einem etwas ungeliebten Familienmitglied „Suse“.

Ihr Einzug verändert unser Leben erheblich, denn wir mußten ihr ja die Einsamkeit vertreiben. Meine Frau band ihr ein Halsband um und ging mit ihr im Garten spazieren. Suse war brav und trabte munter neben ihr her. Sie kannte bald ihren Namen und wühlte unseren Garten nicht um.

Dafür fanden wir sie eines Tages in ihrem Stall zwischen Bergen von Sand und Steinen in einem tiefen Loch liegen. Nach intensiven Pflasterarbeiten meinerseits, hatte sie schon 2 Tage später den gleichen Zustand wieder hergestellt.

Neben diesen neckischen Spielchen fraß sie alles und gedieh prächtig.

Eines Tages war das Kinderleben vorüber und die Pubertät forderte ihr Recht. Wir fanden einen sehr schönen Schweinemann für sie und sie war offensichtlich mit ihm einverstanden. Rund 4 Monate später trat das große Ereignis ein: Lauter bunte Miniausgaben von Suse entzückten uns.

Aber Suse hatte offensichtlich andere Vorstellungen von ihren Nachkommen. Sie war eine Rabenmama und trachtete ihrem Nachwuchs trotz Maulkorb, Schweinekäfig und Fesselung nach dem Leben, wo sie nur konnte.

Wenn die Kleinen an die Milchbar wollten, hätten wir gerne noch 4 Hände mehr gehabt, um das Gewusel vor dem Satansbraten zu schützen.

Der Zustand dauerte 3 Tage. Dann hatte Suse sich abgeregt und wir waren völlig geschafft. Von da ab lag eine riesige schwarze Sau vor einem Berg von lauter bunten Ferkeln und alles war Friede – Freude – Eierkuchen.

Wenn wir nun gedacht hatten, wir könnten die Ferkel problemlos kastrieren, weil Suse ihre Kinder nicht so sehr interessierten, so hatten wir uns schwer getäuscht. Bei den ersten Quiekern sprang eine schwarze Furie laut schnaufend auf und als die Alarmschreie nicht enden wollten, lernten wir sie von ihrer sportlichen Seite kennen. Suse wuchtete sich über die Mauer, um ihren Kindern beizustehen und wir retteten uns in den Schafstall und schoben ihr die Ferkel wieder heimlich zu. Trotz all der vielen Aufregungen hatte Suse aber eine Aufregung in durchaus guter Erinnerung.

Als die nächste Rausche kam, stand sie schon erwartungsvoll an der Tür und als sie unseren Trecker hörte, brauchten wir nur die Türen zu öffnen und Suse sauste in gestrecktem Galopp in den an den Trecker angehängten Schweinekasten und ließ sich zum Nachbarn mit dem schönen Macho kutschieren. Danach wiederholte sich alles.

Aber ihre anfängliche Wut auf ihre Nachkommen hatte sich vollständig gelegt. Jetzt war sie die beste Mama, die man sich denken kann.

Nur eine andere Aufregung konnten wir nicht umgehen. Wenn die Ferkel verkauft wurden, war sie wie eine Furie und war noch tagelang nicht mehr die Alte.

Mit der nächsten Rausche, 9 Tage später, war dann wieder Ruhe.

Nach dem 7ten Wurf bildeten sich an 2 hinteren Gesäugekomplexen Knoten, die später aufbrachen. Die Milchproduktion versiegte dort und einige Ferkel mußten hungern.

Bei Schultierärzten heißt das Strahlenpilz und niemand kann eigentlich sagen, wie er zustande kommt. Aber es war sicher auch ein Gesäugekrebs.

Auch ihre anfängliche Bösartigkeit war sicher nicht genetisch bedingt, denn dann hätte sie auch bei den nächsten Geburten so reagieren müssen. Dagegen ist mit einiger Sicherheit anzunehmen, daß sie sich durch die Angst vor der ungewohnten Situation in schizophrener Konstellation befand.

Nur kannten wir damals die Germanische Heilkunde® von Dr. Hamer noch nicht und deshalb kann ich hier den Beweis, die Hamerschen Herde, leider nicht erbringen.

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