Ö1 – Mittagsjournal

Abschrift des gesprochenen Textes

Nicht nur in Österreich wird viel über den Fall Hamer geredet. In Deutschland darf er nicht mehr als Arzt arbeiten. In Österreich wurde die Krankheit der Olivia Pilhar zum Musterfall und auch in Spanien beschäftigten sich die Gerichte mit diesem Mann, der auf eigene, schulmedizinisch nicht erfaßbare Methode zurückgreift, um Krebsleiden zu behandeln. Gegen zwei Hamer-Schüler wurde in Spanien Anzeige eingebracht, aber das Gericht hat die Klage zurückgewiesen, weil keine Gesetzesparagraphen die Methoden verbieten würden.

Josef Manola aus Madrid

Helena Lumbrera-Skimenez, eine Malerin aus Barcelona, die an Krebs erkrankt war und aus Mißtrauen gegen die Methoden der Schulmedizin bei alternativen Ärzten ihre Heilung suchte, ist am 4.8.1995 in einem Krankenhaus gestorben. Wenige Tage vor ihrem Tod flüchtete sie aus der Behandlung zweier Ärzte, die die Methoden Hamers in der katalanischen Hauptstadt anwenden. Aus den letzten düsteren Bildern von Helena Lumbrera-Skimenez, die immer wieder Motive von Einsamkeit und Isolation variieren, ist Todesahnung herauszulesen.

Eine noch deutlichere Sprache sprechen die letzten Briefe der Patientin an ihren Mann und ihre zwei Töchter. Sie schreibt von Schmerzen, die treu nach den Grundsätzen der Neuen Medizin nicht gelindert wurden und von einem rapiden körperlichen Verfall, der durch die Behandlung der beiden Hamer-Ärzte nicht gebremst wurde. Als sich die Patientin und deren Familie schließlich von der Neuen Medizin abwenden und zu einer Einlieferung in die Klinik von Barcelona entschließen, war es offenbar bereits zu spät.

Als Reaktion auf die auch hier in Spanien mit großem Medieninteresse verfolgte Krankengeschichte von Olivia Pilhar, haben sich die Angehörigen der verstorbenen Helena Lumbrera-Skimenez entschlossen, an die Öffentlichkeit zu gehen. Im wöchtentlichen Nachrichtenmagazin des spanischen Fernsehens, in „…“, wurde am vergangenen Samstag zwei Fälle von verstorbenen Hamer-Patienten dokumentiert. Gleichzeitig erstatteten die Hinterbliebenen von Helena Lumbrera-Skimenez Anzeige gegen jene beiden Ärzte, die die Hamer-Methoden in Barcelona anwenden. Auch bei der katalonischen Ärztekammer wurde ein Verfahren gegen die Mediziner eingeleitet.

Die Justiz hat jetzt überraschend schnell geantwortet. Nach Ansicht der zuständigen Untersuchungsrichterin ist es in Spanien kein Delikt, die Methoden von Dr. Hamer anzuwenden. Die Patientin habe sich freiwillig und in vollem Bewußtsein der Tragweite ihrer Entscheidung für die Neue Medizin entschlossen. Außerdem seien auch Fälle dokumentiert, in denen die Behandlung nach Hamer erfolgreich an Krebspatienten durchgeführt wurde. Kein einziger Paragraph des spanischen Gesetzbuches – so der Entscheid der Untersuchungsrichterin – verbiete die Heilmethoden des Dr. Hamers. Was als erster Freispruch der Neuen Medizin in Spanien gewertet werden kann, schließt auch den Vorwurf der „Vernachlässigung der ärztlichen Aufsichtspflicht“ aus.

Die traditionelle Medizin – so die richterliche Begründung – kann nicht als einziger Maßstab dafür angesehen werden, welche Aufsicht und Behandlung ein Arzt seinen Patienten zukommen läßt.

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