Psychokrieg: Olivias Eltern drehen durch

  • Zustand des Mädchens weiter kritisch
  • Ehepaar dem Rummel nicht gewachsen
  • Riesen-Skandal um gefälschte Diagnose
  • Anhänger des „Gurus“ belagern Hotel

Malaga, am Tag nach dem „Olivia-Pakt“. Es ist zweifelhaft, ob der Sechsjährigen endlich die Ruhe gegönnt sein wird, die sie so dringend bräuchte, um Kräfte für die Behandlung zu sammeln. Denn Olivias Eltern sind dem Rummel nicht gewachsen, drehen durch. Und der „Heiler“ treibt ein teuflisches Spiel …

Der Asphalt vor dem Hotel ‚Las Vegas‘ in Malaga flimmert. Südspanien ist am Samstag eine Hitzehölle, mit 40 Grad im Schatten, Auch das unmenschliche Tauziehen um die krebskranke Sechsjährige jagt „Krone“-Reporter Roland Kopt und Photograf Andi Schiel kalte Schauer über die Rücken. Hier ihr erschütternder Bericht vom Tag nachdem ‚Olivia-Pakt“.

Olivia ist am frühen Nachmittag, 24 Stunden nach dem „Waffenstillstands-Abkommmen“ zwischen Wunderheiler Hamer und den österreichischen Ärzten, wieder einmal verschwunden. Erika und Helmut Pilhar, so vermutet die Hoteldirektorin, haben ihre krebskranke Tochter in einer Privatwohnung versteckt: „Die Sachen sind zwar noch alle im Zimmer, aber ich rechne damit, daß die Familie bald verschwinden wird“. Auf ihren Wegen werden sie stets von finsteren spanischen Gestalten begleitet, die hier niemand kennt. „Eine Sekte“, argwöhnt der Hotelportier.

Für „Krone“-Reporter Roland Kopt besteht kein Zweifel – Olivias Eltern drehen durch. Sie sind dem Rummel nicht gewachsen, wissen nicht mehr, wen sie Glauben schenken sollen. Und flüchten sich in die irreale Vorstellung, doch „nur das Beste zu tun“.

Diese Flucht in eine Scheinwelt äußert sich in der Feststellung der Mutter, daß es ihrem Kind ohnehin gut gehe und daß Olivia nur „sehr wehleidig“ sei. Als sie mit dem todkranken Mädchen an Fotografen vorbeigeht, herrscht sie es an: „Jetzt schau doch in die Kamera!“ Obwohl Olivia sich kaum auf den abgezehrten Beinen halten kann.

Sie reden von einer Weltverschwörung

In krassem Gegensatz dazu die wiederholten Feststellungen des Vaters, wonach das „Kind jetzt die Liebe und Fürsorge der Mutter braucht“. Olivia habe bereits wieder an Gewicht zugenommen, behauptet er. Auf die Frage“ Wieviel wiegt sie?“ freilich antwortet er: „Ich weiß es nicht.“ Auch die Mitteilung, Olivia ginge regelmäßig wandern und schwimmen, kann nicht der Wahrheit entsprechen. Sie ist so geschwächt, daß ihr selbst die kleinsten Schritte schwerfallen. Völlig sicher sind Erika und Helmut Pilhar hingegen, daß sie Verfolgte sind. Immer wieder fällt der Begriff „Weltverschwörung“.

Wunderheiler treibt teuflisches Spiel

Der selbsternannte Wunderheiler Hamer, den Roland Kopt als gefahrlichen Psychopathen mit Wesenszügen eines Sekten-Gurus beschreibt, treibt indes ein teuflisches Spiel. „Er verwendet Olivia als Werkzeug für seine Zwecke“, meint der „Krone“-Reporter, „er ist es, der den Rummel inszeniert und versucht, die Medien für seine wahnwitzigen Ideen zu mißbrauchen. Um seine Theorien zu verbreiten, ist er zu allem bereit. Völlig skrupellos.“

Seine Pressekonferenzen und Interviews, die er offensichtlich genießt, garniert er mit frechen Lügen. Er behauptet, der Vorstand der spanischen Kinderklinik „Materno infantil“ sei geflüchtet. Falsch. Der ist in Urlaub. Er behauptet, die Mutter hätte das Sorgerecht zurückerhalten. Falsch. Generalkonsul Walter Esten – dessen Sekretärin übrigens selbst vom „Heiler“ behandelt wird! – hat es nur vorübergehend übertragen. Hamer behaupte weiters, die Wiener Kinderärztin Marina Marcovich habe mit der Unterzeichnung des „Olivia-Paktes“ seiner Therapie zugestimmt und seine „Medizinische Schule“ bestätigt. Falsch. „Ich hätte alles unterschrieben, nur um Ruhe einkehren zu lassen“, erklärt Marcovich.

Hamer erklärt auch, deutsche Ärzte würden, wenn sie nicht weiter wüßten, sein „Goldenes Heilbuch“ zu Rate ziehen. Völlig absurd: der „Wunderheiler“ wurde in Deutschland verurteilt und defacto für irr erklärt.

In einem Interview mit der Chefin des Kinderspitals deckt Roland Kopt schließlich einen Riesen Skandal auf. Die von Hamer in der Pressekonferenz vorgelegte Diagnose – Leberkrebs – und 3 Zysten – ist auf offiziellem Spitalspapier gefälscht! „So eine Diagnose gibt es nicht“, erklärt Frau Dr. Rosa Alcaniz, „wir haben das Kind nur eineinhalb Stunden oberflächlich untersucht.“

Ein Indiz mehr dafür, daß der Wunderheiler in Malaga Helfer hat. Immer mehr verdichtet sich der Verdacht, daß Hamer in Südspanien einen sektenhaft organisierten Stützpunkt unterhält.

Übrigens: Der unheimlich Ex-Mediziner brüstet sich damit, bereits 20.000 Personen „beraten“ zu haben. Wie viele mögen ihr blindes Vertrauen mit dem Leben bezahlt haben?

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