Patienten helfen bei der Operation

Von Ute Albersmann

Halle/MZ. Auto. Bus. Tuba. Der Patient muss die Dinge benennen, die er sieht – während einer Hirntumor-Operation und während seine Schädeldecke geöffnet ist. Er wird aus der Vollnarkose geholt, um den Ärzten bei der Operation zu helfen. Kleine nummerierte Elektroden sind auf seinem Hirn platziert. Denn den Gehirnwindungen ist per se nicht anzusehen, ob sie Teil der bei jedem Menschen ein wenig anders liegenden Sprachzentren sind. Um die Stellen zu lokalisieren, die das Minipräparationsgerät nicht verletzen darf, werden die Elektroden der Reihe nach gereizt. Beginnt der Patient zu lallen oder findet er das Wort nicht, kann er vielleicht den Bus nicht als Bus benennen – dann wissen Chirurgen, das dieses eine verbotene Region ist. Dieses Wissen ist wichtig: Ein falscher Schnitt und Lähmungen könnten die Folge sein, oder der Verlust der Sprech-Fähigkeit.

Die Operationsmethode macht sich zu nutze, dass das Gehirn nicht schmerzempfindlich ist. Sie erlaubt, Tumore in Gehirnregionen mikrochirurgisch zu entfernen, die noch vor ein so genanntes „noli me tangere“ waren – eine Tabu-Zone. Ohnehin haben sich die Operations-Methoden sehr verfeinert. So setzen die Hirnchirurgen der Hallenser Universität die Neuronavigation ein, dank der sie eine dreidimensionale Karte des Tumors erhalten. Nach einer Untersuchung im Kernspintomographen sind die Patientendaten per Spezialsoftware aufbereitet worden. Burkert: „Dann sieht man den Tumor im Navigationsbild genau liegen und erkennt auch seine Nachbarstrukturen.“ Während der Operation hat der Operateur den Tumor in diesem Navigationsbild ständig vor Augen und sieht gleichzeitig den operativen Befund.

Im Zusammenspiel der Methoden kann man zugleich sehr radikal und sehr vorsichtig operieren. In Halle werden pro Jahr 500 Hirntumor-Patienten behandelt. Einer von zehn Patienten wird für den Sprachtest während der Operation geweckt – weil bei ihm der Tumor zu nahe am Sprachzentrum oder einer anderen „eloquenten“ Regionen des Hirns liegt. Dabei ist die Erfahrung des Operateurs ungeheuer wichtig. „Man muss einfach gut sein und sehr viel Routine haben“, sagt Hirntumor-Spezialist Burkert.

Das so genannte Sprachmonitoring ist für den Patienten eine psychische Belastung; schmerzvoll ist es nicht. Tagelang würden die Patienten vorbereitet, erzählt Burkert, Leiter der Klinik für Neurochirurgie an der Martin-Luther-Universität. „Das wird geübt.“

Halle ist eines der wichtigsten Zentren der neuroonkologischen Forschung in Deutschland. Wachstum und Behandlung so genannter gliöser Hirntumore sind eines der Hauptthemen hier. Es reiche nicht aus, sagt Burkert, die beste Technik im Operationssaal stehen zu haben, „dazu gehört die versierteste operative Leistung und die bestmögliche Nachbehandlung“. Dies sei vielleicht sogar noch wichtiger als die langwierige Operation. Zur Optimierung dieser Zusatz-Therapie wird geforscht – „die Experten aber wissen, das wir weltweit trotz kostenintensivster Forschung in den Anfängen stecken“.

Gliöse Hirntumore sind tödlich. Bestensfalls können die Ärzte dem Patienten die Lebensqualität verbessern. Heilen können sie ihn nicht. Denn diese Hirntumore wachsen nach einer Operation erneut. Die krankheitsfreien Intervalle zu verlängern, ist daher eines der Hauptziele. Dabei setzen Ärzte und Forscher auf Chemotherapie, auf Immuntherapie, die die körpereigene Abwehr stärken soll, und auf Gentherapie.

Klinik-Chef Burkert ist Anfang Juni Gastgeber der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie. 400 bis 600 Neurochirurgen und Neurologen kommen zu der Tagung, die sich mit bösartigen Hirntumoren, mit zerebralem Monitoring, Schlaganfall-Behandlung und Operationsmethoden bei Problemen der Lendenwirbelsäule befasst. Über 250 Vorträge werden gehalten, 300 Referate mussten abgelehnt werden.

Zu dem Kongress kommen auch Gäste aus Boston, einem der weltweit führenden Hirntumor-Zentren. Deren Kontakt zu den Hallensern besteht seit Jahren. Gemeinsam mit Kliniken in den USA, Kanada und Deutschland wurde in einer internationalen Gen- und Immuntoxintherapie-Studie geforscht. Patienten sehen darin das Licht am Ende des Tunnels. “Aber es sei noch unendlich weit entfernt“, sagt Burkert.


Anmerkung von H.Pilhar

Frankensteins Medizin!

Kein Wort wird über die Ursache von gliösen „Hirntumoren“ verloren, weil man sie nicht weiß! Und solange man nicht die Ursache weiß, ist jede Therapie experimentell!

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