Erika war natürlich sehr erstaunt, Olivia nun doch in ein Spital bringen zu müssen und konnte es gar nicht fassen. In Kürze versuchte ich ihr alle Zusagen der Ärzte zu vermitteln, und ich beschwor sie, Dr. Stangl zu vertrauen. Die Zeit drängte, denn der erste Journalist war bereits im Wagen vorgefahren. Ich ging zu ihm, und wollte ihn veranlassen, wegzufahren. Als er erkannte, dass er zu keinem Interview oder Foto kommen sollte, wurde er stur und blieb einfach im Auto sitzen. Ich holte meinen Fotoapparat und knipste zur Abwechslung ihn. Er wurde nervös und fing an zu schimpfen, blieb aber. So kamen wir nicht weiter. Schließlich kam ich auf die Idee, die Großeltern zu Hilfe zu rufen. Jeweils einer sollte sich vor und einer hinter dem Wagen des Journalisten aufstellen, so dass er nicht wegfahren konnte. Derweil würden wir in Geralds Auto mit Olivia aus der Garage wegfahren. Der Plan funktionierte besser, als wir dachten. Die Großeltern verwickelten den Journalisten in ein Gespräch und dieser bemerkte gar nicht, dass wir uns in seinem Rücken aus dem Staub machten.
Wieder wurde Olivia transportiert. Sie war so unsagbar arm, nicht in Ruhe gelassen zu werden. Das Gehen war ihr oft eine Qual.
Jetzt, so hofften wir, würde sie endlich eine Bleibe finden, die all das bieten konnte, was anderen Patienten der Neuen Medizin bisher verwehrt worden war, – eine ständige ärztliche Kontrolle.
Telefonat mit Dr. Loibner:
Erika hatte mir bereits erzählt, dass dieser Arzt keine Mühen gescheut und Olivia gestern spätabends einen Besuch abgestattet hatte. Somit hatte er einen Eindruck über Olivias Befinden gewinnen können. In diesem Gespräch entsetzte er mich jedoch gewaltig. Er sprach, als stünde Olivias Tod unmittelbar bevor. Meiner Bitte, Olivia öfters in Tulln zu besuchen, wollte er auf alle Fälle nachkommen.
Überstellung von Olivia ins Kinderkrankenhaus Tulln
Wie gestern mit Herrn Dr. Stangl besprochen, suchten wir den Hintereingang des Krankenhauses, damit ein unnötiges Aufsehen vermieden werden konnte. Wir wurden bereits erwartet, ein Zimmer war vorbereitet worden. Es hatte fließendes Wasser, ein eigenes WC, zwei Betten, eine Balkontür auf die Rückseite des Hauses, nur keine Kochgelegenheit. Ein kleines Kochgerät würde man noch besorgen, teilte man uns mit.
Ein junger Arzt, der im Krankenzimmer die Aufnahmeformalitäten erledigte, versicherte mir abermals, dass nichts gegen unseren Willen unternommen werde und dass ausschließlich Primar Dr. Vanura und Dr. Stangl für die weitere Behandlung Olivias zuständig wären. Nachdem Olivia und Erika untergebracht waren, verließ ich mit Gerald das Krankenhaus wieder durch den Hintereingang.
Ich brauchte meinen Wagen wieder. Dieser stand aber noch bei Gerald in der Scheune. Er hatte ihn schließlich doch noch auf Drängen der verängstigten Familie Pfennig holen müssen. So machten wir uns auf den Weg nach Kärnten. Spät abends waren wir am Hof angekommen.