Die Vorwürfe hatten mich wirklich getroffen

Hallo,

meine Händigkeit ist unklar, nach meinen „Krankheiten“ zu urteilen bin ich Linkshänder.

Ich bin Feuerwehrmann in einer Großstadt und arbeite seit 18 Jahren auch im Rettungsdienst. Folgendes war passiert:

Mein Kollege und ich hatten vor etwa zwei Monaten eine Patientin mit starker COPD (schulmedizinisch: chronische Atemnot). Es ging ihr sichtlich nicht gut und sie bekam nur schwer Luft. Also spulten wir unser Standard-Programm ab. Die Patientin bekam über eine Maske zwei Medikamente, die mit Sauerstoff vernebelt wurden und anschließend einen Zugang.

Da sich ihr Zustand nur leicht besserte, stand nun die Frage im Raum, einen Notarzt nachzufordern oder direkt in Krankenhaus zu fahren. Wie entschieden uns für letzteres. Mein Plan war, dass der Frau im Krankenhaus sofort Cortison gespritzt werden sollte. Einen Zugang hatte sie ja bereits von uns bekommen und bevor der Notarzt am Einsatzort angekommen wäre, wären wir schon dreimal eher im Krankenhaus gewesen. Der Patientin konnte auf diese Weise am schnellsten geholfen werden. Also fuhren wir ohne Notarzt los. Unterwegs verschlechterte sich der Zustand der Frau weiter.

In der Notaufnahme angekommen, machte ich eine schnelle Übergabe. Ich kam aber gar nicht richtig dazu, da ich von der Ärztin angeschnauzt wurde: „Wo ist das NEF (Notarzteinsatzfahrzeug)? Du siehst doch, dass es der Frau nicht gut geht!“ Eine Krankenschwester machte mir schwere Vorwürfe der Fehlbehandlung: „Ihr habt ihr zu viel Sauerstoff gegeben. Bei COPD darf man das nicht. Die wird ihr CO2 nicht los, erstickt innerlich, usw.“

Die Frau wurde in den Schockraum gefahren und gestresst versorgt. Nur Cortison bekam sie nicht. Ich bin dann nochmal zu der Ärztin hin und habe ihr gesagt, sie möge der Frau doch nun endlich Cortison geben. So wäre ja auch unser Plan gewesen. Das wurde dann auch gemacht.

Die Vorwürfe hatten mich wirklich getroffen und ich schaute auf der Wache in unserer Anleitung „COPD“ nach. Ich hatte demnach alles richtig gemacht. Ich redete die nächste Schicht mit zwei verschiedenen Notärzten, die mir bestätigten, dass insbesondere die Medikamenteninhalation und die Sauerstoffdosierung genau richtig waren. Das beruhigte mich, denn der Vorwurf der Fehlbehandlung war das, was mich wirklich belastet hatte.

Vorgestern Morgen gegen 6 Uhr bekam ich nach einer typischen Samstag Nachtschicht zusammen mit einem NEF meinen letzten Alarm. Es ging zu der gleichen Patientin! Sie hatte die gleiche Symptomatik! Der Notarzt behandelte sie genauso, wie ich sie zwei Monate vorher behandelt hatte! Und er gab ihr, nachdem die Inhalation nicht geholfen hatte, sofort Cortison. Ihr Zustand wurde zusehends besser. Wie fuhren in das gleiche Krankenhaus und die gleiche Krankenschwester nahm uns in Empfang! Diesmal war sie freundlich und herzallerliebst. Kein Wort über den Sauerstoff, den die Frau bekam, kein Vorwurf war zu hören. Alles war bestens. „Na, warte!“, dachte ich.

Nach dem Umlagern der Patientin ging ich zu der Schwester, wechselte ein paar passende Worte, und klärte sie über ihr unsinniges Gerede von damals auf. So, das Ding war durch.

Die Schicht war nach dem Einsatz vorbei. Ich fuhr nach Hause, fiel ins Bett und wachte erst am frühen Nachmittag auf. Ich musste mich verlegen haben, denn bald darauf bekam ich an der linken Halswirbelsäule Schmerzen. Die Bewegungseinschränkung wurde stärker und der Nacken auf der linken Seite steif. Das mit dem Verlegen war ein Witz. Ich hatte natürlich meinen Ungerechtigkeits-SWE gelöst.

Anmerkung von H. Pilhar

Ein klarer Fall! Die Dauer der Heilung wäre interessant gewesen.

Schön ist sein Hinweis, dass er vermutlich Linkshänder sei, wenn man nach seinen „Krankheiten“ geht. Tatsächlich kann man über diesen Umweg auf die Biologische Händigkeit schließen.

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