Amerikanische Forscher sehen bereits revolutionäre Fortschritte – Warnung vor übertriebenen Hoffnungen

Was sterbenskranke Krebspatienten nicht zu träumen wagen, halten Wissenschafter zunehmend für möglich: Nach zahlreichen enttäuschenden Rückschlägen der vergangenen Jahre könnte eine der größten Geißeln der Menschheit in diesem Jahrhundert endgültig besiegt werden.

Möglich würde dies nach Ansicht der Fachleute durch spektakuläre Fortschritte in der Molekularbiologie und die Entschlüsselung des menschlichen Genoms. In Zukunft könnte es nach ihrer Vorstellung nicht nur Medikamente im Kampf gegen die krankhaft veränderten Zellen geben, sondern auch geeignete Mittel, um den Ausbruch der Krankheit von vornherein zu verhindern. Entsprechend optimistisch gaben sich die Experten beim 37. Kongress der Amerikanischen Gesellschaft für Klinische Onkologie (ASCO) diese Tage in San Francisco.

„Im 21. Jahrhundert wird es uns gelingen, alle molekularen Krankheitsphänomene für alle Krebsformen zu identifizieren“, verkündete beispielsweise Brian Duker selbstbewusst. Der Direktor des US-Instituts für Krebsforschung in Oregon weiß durchaus, wovon er spricht. Duker ist der Vater der Bahn brechenden Anti-Krebs-Mittels „Glivec“ (STI-571), das soeben auf dem US-Markt zugelassen wurde.

Das von manchen bereits als „Wunderpille“ gefeierte Medikament ist das erste Mittel, das im Rahmen der neuen Molekular-Strategie konzipiert wurde. In der Testphase heilte „Glivec“ 90 Prozent der unter einer seltenen Form von Blutkrebs leidenden Patienten. Krebsexperte Larry Norton vom Krebszentrum Memorial Sloan Kettering hält „Glivec“ daher für geradzu revolutionär. Neue Erkenntnisse im Bereich der Molekularbiologie erlauben es den Wissenschaftlern, die Proteine in den befallenen Zellen direkt zu behandeln, die für die krankhaften Wucherungen verantwortlich sind. Gesunde Zellen bleiben bei dem Verfahren völlig unberührt.

Zum ersten Mal verfüge die Wissenschaft über die notwendigen Werkzeuge, um die bösartigen Proteine auszumachen, betont Richard Klausner, Direktor des Nationalen Krebsinstituts der USA.

Daneben eröffnen sich nach Auffassung von Fachleuten in Zukunft ungeahnte Behandlungsmöglichkeiten durch die Analyse des menschlichen Erbguts. Auf der Grundlage dieser Forschung könne eines Tages für jeden Patienten ein persönliches Krankheitsprofil aufgestellt werden.

Für Krebsforscher John Mendelsohn aus Texas stellt das eine entscheidende Verbesserung im Kampf gegen den Tumor dar: In Zukunft könne so die Therapie wesentlich präziser auf die individuellen Erscheinungsformen zugeschnitten werden. Die Diagnose werde zum Beispiel nicht einfach auf Blutkrebs lauten, sondern gleich die vier anormalen Gene identifizieren, die den Tumor verursacht hätten.

Das höchste Ziel der Wissenschafter bleibt dabei die Prävention. Doch bei aller Hoffnung vieler Krebsforscher, dass die weltweite Todesursache Nummer 2 eines Tages tatsächlich ausgerottet sein wird, gibt es in der Fachwelt auch durchaus warnende Stimmen.

So dämpft Jean-Yves Pierga vom Pariser Institut Curie all zu übertriebene Erwartungen an die Forschung: „In den kommenden Jahren wird Krebs leider noch viele Menschen töten.“

Anmerkung von HPilhar

Warum fällt mir bei solchen Schlagzeilen immer wieder das Bild mit dem Esel ein, dem sein Reiter über ein Angel eine Karotte vor die Nase hält?

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