Freimaurer

Die lange Dauer des Exils hat sich der entthronte Erbe freilich selbst zuzuschreiben. Der Lebemann hatte von seiner aristokratischen Herkunft die schlechten Seiten kultiviert: Dünkelhaftigkeit, Arroganz und den Hang zum mondänen Lebenswandel. Feine Manieren, gar Kultur und Bildung, wie sie Adelsfamilien gelegentlich auch heute noch eigen sind, verbarg er schamhaft, wenn es etwas zu verbergen gab.

Mit der Republik, die ihn nicht wollte, machte er immerhin dubiose Geschäfte. Dem Waffenproduzenten Corrado Agusta, dem Mussolini den Titel eines Grafen verschafft hatte, erschloss er im Einvernehmen mit den jeweiligen Regierungen in Rom neue Absatzmärkte im Nahen Osten und in Südafrika. Er fand auch nichts dabei, als Mitglied Nummer 1621 der geheimen italienischen Freimaurerloge P2 beizutreten. Zweck der von Licio Gelli gegründeten Vereinigung, der auch der heutige Ministerpräsident Silvio Berlusconi angehört hatte, war die Aushöhlung der jungen Demokratie.

Den Tiefpunkt seiner Karriere erreichte der Exilant im Sommer 1978. In einem nächtlichen Handgemenge im Hafen der Insel Cavallo schoss Vittorio Emanuele auf einen jungen Mann und verwundete ihn schwer. Dirk Hamer, der Sohn des später als Krebsheiler bekannt gewordenen Arztes Hamer, erlag im Krankenhaus seiner Verletzung. Vittorio Emanuele gab an, in Notwehr gehandelt zu haben. Er habe den Eindruck gehabt, der 19-jährige Deutsche hätte sein Schiff rauben wollen, rechtfertigte sich der Schütze. Die königliche Untersuchungshaft endete nach einer Woche, das Urteil fiel milde aus: sechs Monate bedingt – wegen illegalen Waffenbesitzes.

Tat der verhinderte Erbe nichts, was seine Popularität heben könnte, ließ er in all diesen Jahren keine Gelegenheit aus, die Republik Italien herauszufordern. Noch knapp vor Beginn der Abstimmungen über die Heimkehr seiner Familie beschimpfte er die Parlamentarier pauschal als arbeitsscheu und wunderte sich über deren unfrohe Reaktion.

Beleidigung

Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi, der als Schatzminister der Regierung Prodi im Ministerrat gegen die Heimkehr der Savoya gestimmt hatte, beleidigte er in einem Interview: „Ich würde ihn schon grüßen, aber nur aus Respekt vor seinem Amt, nicht gegenüber seiner Person.“ Als Ciampi ihm zum Tod seiner Mutter Maria Jose kondolierte, titulierte ihn Vittorio Emanuele in seinem Dankschreiben endlich widerwillig als „Presidente della Repubblica„.

Treue

Die ausdrückliche Anerkennung der Republik kam ihm auch erst zu Beginn dieses Jahres über die Lippen. In einem Brief anerkannte der Exilierte frank und frei, dass das „Parlament das italienische Volk repräsentiert„. „Für den Fall, dass irgendjemand noch Zweifel an unserer Haltung hat und eine Bestätigung in diesem Sinne wünscht, versichern ich und mein Sohn hiermit in aller Form unsere Treue zur republikanischen Verfassung und zu unserem Staatspräsidenten„, schrieb Vittorio Emanuele und zeichnete das Schreiben gemeinsam mit seinem Sohn Emanuele Filiberto.

Staatspräsident Ciampi, der im ehemaligen Königspalast am Quirinal residiert, kann der Heimkehr der Savoya ruhig entgegensehen. Das Parlament hat mit Bedacht den dritten Absatz der XIII. Übergangsbestimmung der Verfassung unberührt gelassen. „Die Güter der Ex-Könige des Hauses Savoya„.

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