Ich bin freie Haugeburts-Hebamme …

… und begleite Familien durch die Zeit der Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett, die sich nicht vorrangig in schulmedizinische Hände begeben wollen, sondern vielmehr an ihre eigenen Fähigkeiten glauben, zuhause.

Letzten Sommer betreute ich eine junge Familie. Die werdende Mutter, Eva (Name geändert), plante ihr Baby zuhause in gewohnter Umgebung und nur mit den von ihr ausgesuchten Personen zur Welt zu bringen.

Sie hatte mit ihrer Mutter deshalb einen großen Konflikt während der Schwangerschaft, denn diese machte sich nicht nur die gewohnten Sorgen, sondern war strikt gegen eine Hausgeburt und wollte ihrer Tochter einreden, wie gefährlich es sei, nicht ins Krankenhaus zu gehen und auf ärztliche Hilfe zu verzichten.

Eva war hin- und hergerissen. Einerseits wollte sie ihr Kind so gerne zuhause in ruhiger Atmosphäre und ohne Krankenhausstress zur Welt bringen, andererseits wollte sie keinen Krieg mit ihrer Mutter haben. Ich ließ ihr die Entscheidung, zuhause zu bleiben oder ins Krankenhaus zu fahren, offen und bestärkte sie in ihren Fähigkeiten zu Gebären und dass ich sie unterstütze, egal, wie sie sich entscheide.

Eva bekam in der 24. Schwangerschaftswoche Nierenschmerzen. Eines Tages waren die Schmerzen so groß, dass sie mit einer Nierenkolik ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Dort wurden ihr Antibiotika verpasst und eine Schiene von der Niere in die Harnblase gelegt. Mit dieser Schiene wurde sie wenig später wieder entlassen, aber die Schmerzen kamen wieder. Infektionen stiegen scheinbar über die gelegte Schiene noch leichter ins Nierenbecken auf. Der Konflikt mit der Mutter wegen der geplanten Hausgeburt bestand nach wie vor.

Nach der nächsten Nierenkolik legte man im Krankenhaus einen künstlichen Nierenausgang, ein Katheter, der direkt über den Rücken aus der Niere rauskam.

Der Plan von der Hausgeburt war am Verschwinden. Eva war eine „Risikopatientin“ geworden und die Ärzte redeten schon davon, einen Kaiserschnitt zu machen.

3 Wochen vor der Geburt gab es eine heftige Auseinandersetzung zwischen Eva und ihrer Mutter. Es ging wieder um die Hausgeburt. Evas Mutter wurde dabei richtig aggressiv und war völlig außer Kontrolle. Eva war fix und fertig danach und ich redete mit ihr: Nur SIE bringt ihr Kind auf die Welt. Nur SIE hat Wehen. Nur SIE kann gebären. Niemand nimmt ihr das ab, schon gar nicht ihre Mutter.

Ein paar Tage darauf beschloss Eva, das Krankenhaus aufzusuchen und die Ärzte zu bitten, den Katheter aus ihrer Niere zu entfernen. Natürlich waren die Ärzte schockiert von der Idee und meinten, wenn sie das unbedingt wolle, muss sie eine Einverständniserklärung unterschreiben, dass sie das gegen ärztlichen Rat täte und eine Nacht stationär bleiben. Dann würde man den Katheter zuerst abklemmen, beobachten, ob Schmerzen auftreten und dann kann man ihn eventuell am nächsten Tag entfernen.

Widerwillig, noch eine Nacht im KH zu verbringen, stimmte Eva zu. Sie war sich plötzlich GANZ sicher, dass sie gesund sei und die Nierenkolik auch nicht mehr wieder kommen würde. Irgendetwas hatte sich verändert. Am nächsten Tag wurde ihr gegen Revers der Katheter entfernt.

Die letzten 3 Wochen der Schwangerschaft gestalteten sich traumhaft schön. Eva meinte, sie genieße zum ersten Mal so richtig, schwanger zu sein. Es ging ihr sehr gut. Sie nahm auch keine Antibiotika mehr, obwohl ihr die Ärzte dringend dazu rieten. An einem heißen Sommersamstag wurde ich zur Geburt gerufen.

Der Muttermund öffnete sich erstaunlich schnell und Evas Sohn schlüpfte in ihrer Badewanne bei Kerzenschein völlig sanft und vorsichtig aus ihr heraus. Es war eine wunderschöne Hausgeburt.

Im Wochenbett ging der Konflikt mit Evas Mutter weiter. Das Kind war geboren, „zum Glück“ ist alles gut gegangen. Ihre Mutter sagte ihr, dass sie bestimmt nicht stillen könne, sie selbst hat auch immer schnell abgestillt, weil sie zu wenig Milch hatte. Eva hatte anfangs Probleme beim Stillen. Die Brustwarzen waren wund und taten ihr weh.

Während eines Hausbesuchs erzählte sie mir, dass sie sich durch die Geburt so gestärkt fühlte. Sie hat das erste Mal in ihrem Leben etwas gemacht, das ihre Mutter nicht wollte. Sie gewann immenses Selbstvertrauen und war wie abgenabelt! Es war toll für mich, das zu beobachten.

Nach einiger Zeit funktionierte auch das Stillen gut und der Kleine wurde schnell zum absoluten Sonnenschein in der Familie.

Heute unterhalten sich Mutter und Tochter über die Hausgeburt, der Konflikt scheint geklärt. Eva wird irgendwann ihr zweites Kind bekommen und ich bin mir sicher, dass es dann keine Nierenkoliken mehr geben wird, denn jetzt weiß sie, was sie will…

Ich erlebe viele solche Geschichten als Hebamme, komme mit vielen Konfliktfeldern in Berührung und bin immer wieder fasziniert, wie zutreffend Hamers Erklärungen dabei sind!

Lieben Gruß und vertrauen Sie auf ihre eigenen Fähigkeiten!
Margarete H.

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