Die Nacht bei Olivia war grauenhaft. Die Klimaanlage erhitzte den Raum auf unerträgliches Maß, dann wieder war einem fürchterlich kalt. Das Gebläse erzeugte einen andauernden Luftstrom. Am Morgen hatte ich einen steifen Rücken und eine verstopfte Nase.

Telefonat mit Richter Masizek:

Er meinte, der von ihm unterbreitete Vorschlag könnte von Erika falsch verstanden worden sein, deshalb würde er gerne mit mir morgen um 14:00 Uhr am Gericht Wr. Neustadt ein nicht förmliches Gespräch führen. Sollte sein Vorschlag, der seiner Meinung nach einiges vereinfachen könnte, nicht angenommen werden, so würde dieser eben fallen gelassen werden.
Erika war erbost. Wieso vermutet der Richter jetzt, sie hätte ihn nicht richtig verstanden? Wollte er damit sein gestriges Angebot widerrufen?

Telefonat mit Mag. Rebasso:

Er wäre morgen um 14:00 telefonisch erreichbar. Bei auftauchenden Fragen solle ich ihn einfach anrufen. Sollte der Richter morgen trotzdem unsere Aussagen zu Protokoll geben, müssten wir festhalten, dass dies nicht vereinbart war und wir erst Zusagen geben werden, wenn wir dies zuvor mit unserem Rechtsanwalt besprochen hätten.

Telefonat mit Silvia:

Sie hatte am Vormittag mit Herrn Hofrat Marady gesprochen und nochmals festgehalten, dass sie nicht die Verantwortung tragen könne, wenn Olivia bei uns zu Hause sei. Herrn Hofrat Marady war dieser Umstand klar.

Sie besprachen die weitere Vorgehensweise im Sinne des letzten Vorschlags von Richter Masizek, also ohne ihr einen Teil des Sorgerechts zu übertragen. Silvia bestätigte aber nochmals, dass sie auf uns „aufpassen“ werde. Es wurde ihr erklärt und glaubhaft gemacht, dass bei Fortsetzung der Therapie bis zu 80%, bei Unterbrechung der Therapie lediglich nur mehr 40% Überlebenschance bestünden.

Olivia:

Am Morgen hatte sie nichts, gegen Abend jedoch immer mehr gegessen. Erst gegen 22:00 Uhr klagte sie über leichte Bauchschmerzen. Sonst war sie frei von Schmerzen und Übelkeit. Ihre Gemütsverfassung war gut und sie gab sich recht aufgeweckt. Ihr Gewicht betrug 22,4 kg bei zwei Litern Infusion zur Ernährung jede Nacht.

Die nunmehr seit vergangenem Montag währende Chemopause tat Olivia sichtlich gut. Der Beginn der Therapie am kommenden Montag bereitete mir Sorgen.

Gleich nach dem Erwachen mussten wir zu einer Ultraschalluntersuchung. Die untersuchende Ärztin meinte, dass dieses Verfahren keine genauen Aussagen zulasse, jedoch Grobes könne man erkennen. Die Niere war vergrößert.
Laut der Ärztin hatte die Niere nun die Aufgabe der entfernten, rechten Niere übernehmen müssen.

Dr. Hamer vertrat diesbezüglich eine andere Ansicht, jedoch ließ ich mich auf keine Diskussion ein. Die Untersuchung an der Leber ergab ein homogenes Gewebe und keine auffälligen Flecken, auch die Darmuntersuchung ergab nichts Auffälliges, zumindest nach den Aussagen der untersuchenden Ärztin.

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