Trotzdem schlief ich bis 9:00 Uhr.

Der Ventilator des Autos hatte wirklich einen Kontaktfehler, den ich mit meinem Schwiegervater schnell behoben hatte. Es wäre sicherlich besser, die gesamte Elektrik rund um den Ventilator erneuern zu lassen.

Telefonat mit Erika:

Olivia hob den Hörer ab und erklärte, Erika sei soeben mit zwei Herren aus dem Zimmer gegangen. Ärzte wären es sicher nicht gewesen.

Ich sagte ihr, sie solle schnell zu Erika gehen und ihr sagen, sie solle mich dringend zurückrufen. Meine Gedanken rotierten. Schließlich rief ich nochmals an und Olivia erklärte, sie wüsste auch nicht, warum Erika nicht zum Telefon gehen wollte. Erika sprach noch immer mit den beiden Herren. Meine Vermutung fiel auf Dr. Martin Zimper und seinen Rechtsanwalt. Tatsächlich waren es aber Herr Hofrat Marady und Richter Masizek. Die beiden Herren machten sich schon einen Brauch daraus, unangemeldet bei meiner Frau zu erscheinen. Sie kamen und fragten Erika, ob es ihr recht sei, dass die Verantwortung der Therapieeinhaltung meiner Schwester Silvia übertragen werden sollte.

Wir könnten uns dann mit ihr ausmachen, wo schließlich Olivia wohnen sollte. Eine baldige Normalisierung der Angelegenheit lag den beiden Herrschaften am Herzen. Mit dieser Lösung würden auch die psychiatrischen Gutachten überflüssig werden. Ich sollte morgen dazu befragt werden. Erika war über die Aussicht, dass meiner Schwester ein Teilsargerecht übertragen werden sollte, untröstlich und kaum zu beruhigen.

Erika bat mich, sie im AKH abzulösen. Dort erfuhr ich, dass Richter Masizek nach einer Konferenz mit den Ärzten zu einem neuerlichen Lösungsvorschlag gekommen war. Es wird uns gestattet, Olivia für einige Stunden aus dem AKH zu nehmen. Wir könnten uns frei innerhalb von Wien bewegen. Sollte sich dies bewähren, so könnten wir auch mit Olivia jeweils am Morgen nach Hause fahren und bräuchten dann erst gegen Abend wieder zu kommen. Über Nacht müsste sie an die künstliche Ernährung geschlossen werden. Mitte Jänner könnten wir dann einen Teil des Sorgerechts zurückerhalten. Mit dieser Lösung würden sämtliche psychiatrischen Gutachten überflüssig werden. Auch würden wir Einblick in die Krankengeschichte von Olivia erhalten.

Glasnost in der Medizin?

Der zweite Vorschlag wäre für uns wünschenswert gewesen. Erika hatte sich wieder beruhigen können.

Erika erzählte, dass ein Kind von der Station „austherapiert“ nach Hause geschickt wurde. Die Mutter war verzweifelt, da das Kind unerträgliche Schmerzen zu ertragen hatte.

Unser Zimmernachbar, ein 15-jähriger Bub, hatte vor Tagen einen Blutsturz, jetzt war er auf die Intensiv verlegt worden.

Verenas Mutter war bestürzt, als sie erfuhr, dass Verenas Leukozyten auf 400 gesunken waren. Bis jetzt waren ihr immer nur die besten Aussichten auf Erfolg vermittelt worden.

tagebuch olivia foto 17

29.11.1995:

kleines „Familientreffen“ an und in Olivias Krankenbett. Von li. nach re.: Erika, Alexander, Olivia, Elisabeth mit Cousin Christoph, meine Schwiegereltern, meine Schwester Silvia

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