Treffen mit Sigrun:

Wir besprachen alle notwendigen Schritte und Vorbereitungen, damit sie ihren Job antreten konnte.

Meine größte persönliche Sorge galt dem angedrohten psychiatrischen Gutachten. Ich musste diesem mit einem Privatgutachten zuvorkommen und da hatte ich eine Idee. Doktor Herz und Prof. Ängstler waren im selben Spital tätig. Wenn nun Dr. Herz als Kenner der Neuen Medizin mit dem Psychiater Prof. Ängstler ein Gespräch quasi unter Kollegen führen würde, so wäre dem Psychiater sicher schneller ein korrektes Bild über den Sachverhalt zu vermitteln, als wenn ich es ihm erklären wollte. Sogleich brachte ich Dr. Herz meinen Wunsch vor und dieser klärte sich auch dazu bereit.

Als ich von meinem Treffen mit Sigrun auf dem Weg zurück auf der Südautobahn unterwegs war, versuchte ich Erika zu erreichen, es hob aber meine Mutter ab. Erika sei gerade mit dem Richter Masizek auf dem Gang bei einem Gespräch, teilte sie mir mit. Mir gerann das Blut in den Adern, und ich versuchte sofort, Mutter zu überreden, Erika aus dem Gespräch zu mir ans Telefon zu holen. Zu tief saß noch die Angst vor solchen „Gesprächen“ mit dem Richter aus der Tullner Zeit in meinen Knochen. Aber Erika beschwichtigte mich. Es ging lediglich um ein formloses Geplauder.

Telefonat mit Prof. Ängstler:

Mein Freund Sepp hatte ihm bereits meinen Anruf angekündigt. Als ich ihm von der Vorladung des Prof. Franz-Blasius Pazl berichtete, war er bestürzt. Er kannte ihn bereits und ahnte nichts Gutes. Er war damit einverstanden, dass ihm Dr. Herz morgen Vormittag den Gerichtsakt überbringen und mit ihm ein kurzes Gespräch führen sollte.

Nochmals betonte er, dass ein Privatgutachten nicht akzeptiert werden würde und es viel besser wäre, wenn er als Gutachter vom Gericht bestellt werden könnte.


Das Gericht würde mir niemals die Gefälligkeit erweisen und einen von mir vorgeschlagenen Gutachter bestellen, dessen war ich mir sicher. Und ein Privatgutachten wäre immer noch besser als keines. Ich musste damit rechnen, dem gerichtlich bestellten Psychiater zwangsvorgeführt zu werden.
Mein Plan schien aber zu gelingen.

AKH:

Ich hatte die Kinder mit ins AKH genommen. Für 18:30 Uhr hatte ich einen Termin mit einem Herrn Schmier von „plera-film“.

Gespräch mit Herrn Schmier:

Er wollte bereits vor einem Monat mit uns in Kontakt treten, nahm aber davon Abstand, da es ihm verfrüht schien. Aber jetzt, nach den positiven Prognosen über Olivia, sei die Situation eine andere.

Er hatte bereits ca. 12 Filme gedreht, unter anderem auch den aktuellen Streifen „Der Spritzenkarli“ mit Karl Meerkatz.

Er wollte unsere Geschichte verfilmen. Als Autor hätte er einen ehemaligen Psychiater, der seiner Meinung nach für unsere Geschichte sehr geeignet wäre. Ich spitzte die Ohren. Sollte dies eine Falle sein? Auch einen Kinofilm hielt Herr Schmier für möglich.

Er erschien mir aber sehr nervös und machte einen eher unseriösen Eindruck. Mit einem Trivialbeispiel wollte er seine Skepsis gegenüber den Ärzten zum Ausdruck bringen und wohl dadurch mein Vertrauen gewinnen.

Ich erzählte ihm von unseren laufenden Filmverhandlungen, was ihn jedoch nicht irritierte. Auch er meinte, unsere Persönlichkeitsrechte umgehen zu können, indem er unsere Geschichte dahingehend modifizierte, dass sie eben einem Buben aus Salzburg geschehen sei. Dies wolle er aber nicht. Die Tendenz des Filmes könnten wir allerdings nicht mitbestimmen.

Über manche Angebote konnte man wirklich nur den Kopf schütteln.


Es war bereits 21:30 Uhr, als ich mit den Kindern nach Hause kam. Sie waren bereits fest eingeschlafen. Alexander hatte morgen Geburtstag und wünschte sich ein „Lego“.

Die Kinder schliefen im Parterre bei den Großeltern, da ich noch viel für Prof. Ängstler zu kopieren und vorzubereiten hatte.

Erst gegen 2:00 Uhr morgens war ich mit dem Kopieren des Aktes und sämtlicher Unterlagen fertig.

AKH:

Schreiben von Erika an Prof. Dr. Urbanek:

Sehr geehrter Herr Prof. Urbanek!

Nachdem ich fast ausschließlich an der Seite von Olivia bin und daher ihr jeweiliges Befinden am besten beurteilen kann, würde ich Ihnen gerne von Olivia berichten: Nach der letzten Chemotherapie am 2.10.95 ging es Olivia sehr schlecht. Sie hat fast zwei Tage nicht gegessen, nur erbrochen und an Gewicht abgenommen. Auch die Schmerzen im Unterbauch waren öfter und stärker. Da ihr körperlicher Zustand relativ schwach ist und das Gewicht bei 21 kg ist, würde ich Sie sehr herzlich bitten, mit der Chemotherapie etwas auszusetzen, bis es Olivia besser geht und sie ein Gewicht von mindestens 25 kg erreicht hat.

Ich kann mir vorstellen, dass der Körper mit dieser schweren medikamentösen Behandlung nur fertig wird, wenn er kräftig genug ist und das Immunsystem wieder besser aufgebaut ist.

Außerdem klagt Olivia noch immer über Schmerzen im Unterbauch, das heißt der ganze Verdauungsapparat muss auch erst wieder in Gang kommen.

Ich bitte Sie für das Leben meiner Tochter Olivia, meine derzeitigen Bedenken ernst zu nehmen.

Ich denke, dass die individuelle Verfassung eines Menschen für den Erfolg einer so schweren Therapie letztendlich ausschlaggebend ist.

Mit freundlichen Grüßen

Strafverfahren:

Wir beantragten, von einem psychiatrischen Gutachten Abstand nehmen zu wollen und stattdessen ein Gutachten darüber einholen zu lassen, ob die übliche Onkologie Begleit- und Spätfolgen zeitigt und wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass überhaupt keine Nebenfolgen auftreten werden.

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