Um 9:30 Uhr kam meine Mutter, damit ich nach Hause fahren konnte. Erika musste mich von Wr. Neustadt holen und ging dann zum Elternsprechtag von Alexander.

14:00 Uhr, Gespräch mit Richter Masizek:

Sein Vorschlag war der, dass Silvia die Verantwortung für das regelmäßige Erscheinen bei der Therapiefortsetzung tragen müsste. Für die Gesundheit von Olivia müsste sie keine Verantwortung übernehmen. Er wusste nicht von dem letzten Gespräch zwischen Silvia und Herrn Hofrat Marady, bei dem Silvia zu verstehen gab, dass es ihr nicht möglich sei, hierfür die Verantwortung zu tragen.

Als Alternative käme auch meine Mutter hierfür in Betracht. Diese Verantwortung würde dann bis Ende der Therapie, also bis Ende März von Silvia getragen werden. Sollten bis dahin keine „weiteren Probleme“ mit uns auftreten, so wäre er bereit, uns das Erziehungsrecht und vielleicht sogar das Vermögensrecht von Olivia zu übertragen. Das Jugendamt würde dann nur mehr gelegentlich bei uns vorbeischauen und würde aber weiter die Verantwortung für die Einhaltung der Nachsorgeuntersuchung tragen.

Würde sich weder Silvia noch meine Mutter dazu bereit erklären, müsste er auf dem psychiatrischen Gutachten über uns bestehen und sollte dies schlecht ausfallen, so sähe er überhaupt keine Chance mehr, uns Olivia überlassen zu können.

Wegen der derzeit erlaubten Ausflüge mit Olivia, empfahl er, sie nicht nach Hause mitzunehmen, damit Olivia nicht auf die Idee kommen könnte, nicht mehr ins AKH zu wollen. Lustigerweise hatte mir genau das auch Dr. Hamer empfohlen.

Betreffend die Einsichtnahme in die Krankengeschichte, gab er zu verstehen, dass die letzte Entscheidung des Hofrats Marady, sie uns zu verwehren, korrekt war. So dürfe sich z.B. ein Elternteil, dem ebenfalls das Sorgerecht über sein Kind entzogen wurde, zwar über die Schule des Kindes informieren, einen Einblick in das Zeugnis würde ihm jedoch verweigert werden können. Trotzdem werde er Hofrat Marady anweisen, uns den Einblick in die Krankengeschichte zu ermöglichen. Wir dürften dann alles sehen und Fragen stellen, Kopien würde man uns allerdings nicht aushändigen.

Olivias Gesundheitszustand sei laut Ärzteauskunft relativ gut.

Richter Masizek betonte immer wieder, dass von seiner Seite alles unternommen werde, um uns entgegenzukommen. Ich dürfte es ihm aber durch meine ständigen Interviews nicht schwer machen, seine Entscheidungen zu rechtfertigen. Soeben habe er eine Videokassette mit all meinen Interviews dem Strafgericht übergeben. Erstaunlich war, dass er bereits über das gelaufene Interview vom Dienstag, dem 28.11.95 und über den Sendetermin am Dienstag, dem 5.12.95 Bescheid wusste.

Er erkannte, dass Erika aufgrund der Schwangerschaft nicht sehr belastbar war. Sie war beim letzten Gespräch im AKH mit ihm sofort in Tränen ausgebrochen. Richter Masizek sorgte sich, dass sie dadurch vielleicht sogar ihr Kind verlieren könnte.

Das Strafverfahren betreffend meinte er, dass ein Vorsatz wohl kaum haltbar sein werde, wir aber sicherlich wegen präventiver Maßnahmen mit einer bedingten Strafe wegen Kindesentführung rechnen müssten. Ein Zurückziehen der Anzeige könne Herr Hofrat Marady nicht mehr selbst entscheiden. Es müsse ein Exempel statuiert werden, damit nicht in Zukunft weitere Eltern bei Entzug des Sorgerechts untertauchten. Aber so schlimm wäre eine „Bedingte“ ja auch nicht, meinte er.

Seiner Meinung nach hätten sich in der Zeit rund um Spanien, viele über ihre Kompetenzen hinweg verhalten und Zusagen getroffen, zu denen sie keinerlei Befugnis hatten. Als Beispiel führte er Konsul Esten, Dr. Heinz Zimper und Dr. Marcovich an. Die Letztere war seiner Meinung nach auf unsere Bitte hin nach Spanien geflogen. Konsul Esten sei damals einfach nicht erreichbar gewesen. Man schickte ihm Faxe, auf die er nicht antwortete.

Er erwähnte die bestehende Klage von der Rechtsanwaltskanzlei Wegrostek gegen uns. Für ihn sei dies die Bestätigung seiner Vermutung von Tulln, dass die Wahl dieses Anwaltes falsch von mir war. Als Tipp meinte er, es bräuchte niemand zur Verhandlung hinzukommen, dann würde sie eingestellt werden(?).

Wegen Film: Olivia-Vertrag wurde von ihm genehmigt.

Es war zum Verrücktwerden. Die zweite, Erika unterbreitete Variante, Olivia nach einer „Bewährungszeit“ tagsüber nach Hause zu lassen, ließ er einfach unter den Tisch fallen, mit der Bemerkung, er vermute, sie habe ihn nicht richtig verstanden.

Telefonat mit Mag. Rebasso:

Richter Masizeks Sorge wegen meiner Interviews zeige, dass er unter dem Druck der Ärzte stand. Eigentlich hätte ihn das nicht im mindesten zu kümmern. Richter Masizek soll Entscheidungen treffen, welche er für richtig hält. Sein Vorschlag sei für uns nicht sehr befriedigend, vielleicht aber momentan doch akzeptabel.

Besuch bei Hildegard:

Es waren ca. 20 von Hildegard betreute Personen anwesend. Jeder trug seine Geschichte vor. Diese waren zum Teil erschütternd, so erzählte eine Mutter folgende Geschichte.

Wegen ihrer Scheidung gab sie ihren damals elfeinhalbjährigen Sohn in einen Hort. Fußball war für ihren Sohn das Allerwichtigste. Bis dahin war er regelmäßig beim Training und bei Spielen erschienen. In diesem Hort verbot ihm aber eine Erzieherin solange das Spiel, bis er seine Schulübungen korrekt erledigt hatte.

Dadurch konnte er an den Trainings nicht mehr teilnehmen und wurde infolge dessen aus der Liga ausgeschlossen. Er erlitt einen Selbstwerteinbruch an beiden Knien, welche fürchterlich anschwollen. Die Mutter ging mit ihrem Sohn in das Spital. Dort entnahm man dem Kind bei vollem Bewusstsein eine Gewebsprobe und der Bub schrie: „Ihr Mörder! Ihr bringt mich um!“ Eine viermonatige Chemotherapie erfolgte. Im Befund stand, dass er an Knochenmarkseiterung leide und dass eine völlige Amputation beider Beine auch ohne Einwilligung der Eltern erfolgen werde. Man könne aber nicht ausschließen, dass sich die Eiterung bis ins Becken fortsetze. Als die Mutter diesen Befund las, nahm sie ihr Kind aus der Klinik und ging zu Dr. Hamer. Dieser erlaubte dem Buben das Fußballspielen.

Für Frau Hildegard war dies natürlich ein großes Risiko, denn die Knochen waren geschwächt und bei einem Beinbruch hätten sie dann auf Deutschland in eine Klinik ausweichen müssen. Der Bub war ca. ein Jahr lang wegen großer Knochenschmerzen an das Bett gefesselt, aber alles ging gut. Heute ist er ca. 14 Jahre und spielt Fußball, natürlich mit seinen, von der Natur gegebenen beiden Beinen. Dass die Mutter auch wegen des Sorgerechtes große Schwierigkeiten bekam, ist selbstredend.

Hätte man damals diesen Buben zwangstherapiert, wäre er heute ohne Beine an den Rollstuhl gefesselt oder vielleicht gar schon gestorben!

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